Die Politiker aus dem Quartier streiten sich um Verkehrsfragen und jene von ausserhalb scheinen die Geduld mit den Gundelianern ein Stück weit verloren zu haben. Die letzte Grossratssitzung zeigte dies exemplarisch.
Durch das Gundeli verlaufen tiefe Gräben. Die Politiker aus dem Quartier streiten sich um Verkehrsfragen und jene von ausserhalb scheinen die Geduld mit den Gundelianern ein Stück weit verloren zu haben. Die letzte Grossratssitzung zeigte dies exemplarisch. Und zwar anhand von zwei Vorstössen, die sich um Verkehrsberuhigung im Gundeli drehten. Diese, vertreten von links-grün, brachten auf der bürgerlichen Ratsseite die Krägen zum Platzen. Nicht nur wegen ihres Inhalts, sondern vor allem, weil sie das Gundeli betrafen. Jenes Quartier, in dem die Situation seit dem Widerstand gegen das regierungsrätliche Verkehrskonzept Gundeli völlig festgefahren scheint.
Da sind zum einen jene, die zusammen mit dem BVD das Konzept ausgearbeitet hatten, das eine Verlegung der Buslinien und weitgehende Einführung von Tempo 30 vorgesehen hatte, allen voran der Quartierverein, das Stadtteilsekretariat und CVP-Grossrätin Beatrice Isler. Und zum anderen jene, die sich zwar am Prozess der Entstehung des Konzeptes nicht oder zu wenig beteiligt hatten, es dann aber mit lautem Protest zum Scheitern brachten wie Erich Bucher (FDP) und Patrick Hafner von der SVP. Ihnen war das Konzept zu autofeindlich und sie stellten sich auf die Seite der Gegner, die am Tellplatz ein Verkehrschaos befürchteten. Dem Zuhörer wurde rasch klar, hier geht es um mehr als nur um die Frage, wo Tempo 30 gelten soll. Es geht um die Deutungshoheit über den «gundelianischen Volkswillen».
Nach dem Scheitern des Gesamtkonzeptes, das von Beobachtern als «mutig» bezeichnet wird, stehen drei Wege offen: Ein neues Konzept erarbeiten, punktuelle Verbesserungen umsetzen oder gar nichts tun. Genau diese Gegensätze waren es, die aufeinanderprallten, als der Grosse Rat sich letztmals traf. Begleitet von einer dritten Gruppe, eigentlich der besorgniserregendsten. Jener von Grossräten aus allen Parteien, die in anderen Quartieren wohnen und vom Gundeli die Nase voll haben. «Die wissen ja selber nicht, was sie wollen», scheint hier die Devise zu sein. So war es auch bezeichnend, dass sich nicht einmal die hartgesottensten nicht-gundelianischen Verkehrspolitiker in die Debatte einmischten. Was auch immer man vom gescheiterten Verkehrskonzept hält, oder vom missglückten Mitwirkungsprozess, der dazu geführt hat, es kann in niemandes Interesse sein, wenn man nun dem Gundeli die kalte Schulter zeigt.
Das Quartier hat lange einen Bonus genossen, weil viele in Politik und Verwaltung der Ansicht waren, es habe eine «Entschädigung» für den Gundelitunnel verdient. Doch den Tunnel wird es wohl nicht in der Form geben, die ursprünglich angedacht war, also mit einem Abnehmer aus Richtung Dreispitz. Doch auch ohne diese Zusatzbelastung: Das Gundeli ist ein grosses und wichtiges Stück Basel und hat Aufmerksamkeit verdient.