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Schweiz (Nachrichten)
Einige Schweizer Polizeien benutzen bereits heute Gesichtserkennungssoftwares. Drei Organisationen möchten die Technologie hierzulande jedoch untersagen.
Es klingt wie der Stoff aus einem Hollywoodfilm: Das Bild eines gesuchten Bankräubers wird in eine Datenbank eingespeist und ein Programm spuckt einen möglichen Verdächtigen aus. Dabei sind Programme zur automatischen Identifizierung von Gesichtern im Alltag bereits Realität. Nicht nur in China, sondern auch in der Schweiz. So benutzt etwa die St.Galler Kantonspolizei bei schweren Delikten seit einiger Zeit die Software «Analyze DI Pro» der schwedischen Firma Griffeye.
Auch in anderen europäischen Ländern breitet sich der Einsatz von Gesichtserkennungssoftwares aus, obwohl die rechtliche Grundlage dafür unklar ist, wie die Organisation Digitale Gesellschaft in einer Mitteilung am Donnerstag schreibt. «Das ist ein besorgniserregender Schritt zu einer flächendeckenden und permanenten Massenüberwachung», lässt sich Erik Schönenberger, Geschäftsleiter der Digitalen Gesellschaft, zitieren.
Die Organisation möchte diese «massive Verletzung der Grundrechte» unterbinden: Zusammen mit Amnesty International und Algorithmwatch CH lanciert die Digitale Gesellschaft eine Petition, welche ein Verbot der automatischen Gesichtserkennung und anderer biometrischer Überwachungssysteme in der Schweiz fordert.
Angela Müller von Algorithmwatch CH befürchtet, dass der Einsatz der Technologie die demokratische Teilhabe negativ beeinflusse. «Wenn wir im öffentlichen Raum mittels Gesichtserkennungssystemen jederzeit identifiziert oder verfolgt werden können, verletzt dies die Privatsphäre und schreckt Menschen davon ab, an Demonstrationen teilzunehmen oder ihre Meinung offen zu äussern», zitiert sie die Mitteilung.
Die Digitale Gesellschaft ist laut eigenen Angaben ein Verein für Bürger- und Konsumentenschutz, der sich für die Grundrechte in einer digital vernetzten Welt einsetzt. Die Organisation hat zuvor das Referendum gegen das E-ID-Gesetz ergriffen, das im März 2021 deutlich an der Urne abgelehnt wurde.