Trogen
«Wir zeigen Katar die rote Karte»: Mit Schweigeminuten gegen Menschenrechtsverletzungen

Die Organisation ACAT (Aktion der Christen für die Abschaffung von Folter) hielt eine Mahnwache zum Tag der Menschenrechte auf dem Landsgemeindeplatz in Trogen. Sie wies auf die sklavenähnlichen Arbeits- und Lebensbedingungen bei den Bauarbeiten zur Fussball-WM in Katar hin.

Charlotte Kehl
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Rund 20 Leute fanden sich auf dem Landsgemeindeplatz Trogen ein.

Rund 20 Leute fanden sich auf dem Landsgemeindeplatz Trogen ein.

Bild: Charlotte Kehl

Das Feuer brennt hell, während um 18.30 Uhr immer mehr eingemummte Gestalten aus der Dunkelheit treten. Es ist eine unermüdliche Gruppe von Menschen, die jährlich am 10. Dezember zusammen kommt, trotz Schnee und eisiger Winde ein Feuer entfacht – ein Plakat entrollt, einen Unterschriftenstand mit Glühwein aufbaut und der Menschen gedenkt, die durch die Nichtgewährung der Menschenrechte grosses Leid erfahren. Die Organisation ACAT (Aktion der Christen für die Abschaffung von Folter und Todesstrafe), setzt 2021 den Fokus auf Katar, der Wüstenstaat, welcher nächstes Jahr die Fussball-WM 2022 durchführt.

Billige Arbeitskräfte ausgenutzt

Seit der überraschenden Vergabe der WM nach Katar sind kontinuierlich Menschenrechtsverletzungen ans Licht gekommen, vor allem im Zusammenhang mit dem Bau der WM-Infrastruktur. Für diese Gigaprojekte, darunter acht neue Stadien, musste Katar unzählige billige Arbeiter und Arbeiterinnen ins Land holen.

«Wie Amnesty International festhält», so Rolf Suter in seiner kurzen Ansprache, «sind extreme Hitze und Feuchtigkeit im Wüstenstaat eine bedrohliche, aber vorhersehbare Gefahr für die Gesundheit der Arbeitsmigrantinnen und -migranten.» Zwar seien Reformen im Arbeitsschutz versprochen, aber nur sehr mangelhaft umgesetzt worden. Laut Amnesty nehmen menschenrechtswidrige Praktiken sogar wieder zu. «Die Arbeitnehmenden sind komplett abhängig von den Arbeitgebern und können alleine für sich keine Rechte geltend machen», zitiert Suter die Kampagne der ACAT. «Man spricht von mindestens 6500 Toten in den letzten zehn Jahren – heute sind wir die Schiedsrichter», verweist er auf die Petition. «Auch wenn wir uns an der Qualifizierung der Schweizer Nati freuen, prangern wir die unakzeptablen Menschenrechtsverletzungen an – wir zeigen Katar die rote Karte.»

Ausklang mit Musik

Das anschliessende 15-minütige Schweigen der über zwanzig Anwesenden wird aus der Dunkelheit heraus mit dem Stimmenfeuer von Franziska Schildknecht abgerundet. Die Sängerin und Klangartistin aus Trogen schöpft ihre musikalischen Ideen aus der Tiefe der Improvisation, formt sie zu Arrangements, um sie dann beim Singen wieder in die Tiefe sinken zu lassen – ein gesungenes Mantra, passend zur Stimmung auf dem Platz und zum nicht eingeplanten Kirchenglockengeläut.

Bei Glühwein, Gesprächen und mit dem Unterschreiben der Petition klingt der Anlass langsam aus.