Weinfelden
Räbeblatt: Sackgasse für die Forellen

In seiner Kolumne beschäftigt sich Redaktor Mario Testa mit der geplanten ökologischen Aufwertung der Thur. Sie wird für die meisten Fische wohl ein unerreichtes Paradies bleiben.

Mario Testa
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Hobbyfischer Manfred Kalbitz beim Fliegenfischen in der Thur unterhalb des Weinfelder Wehrs.

Hobbyfischer Manfred Kalbitz beim Fliegenfischen in der Thur unterhalb des Weinfelder Wehrs.

Bild: Mario Testa (Juli 2013)

Sie schwankt in den vergangenen Wochen regelmässig von energiegeladen cremig braun wie ein guter Mocca bis grünlich klar wie Absinth. Die Thur. Passender als das «windend durchfliesst», wie es in der zweiten Strophe unserer Kantonshymne so schön heisst, wäre in diesem Sommer wohl ein «wild durchfliesst». Winden muss sie sich auch nicht, sie ist per Definition ja ein Wildbach und darf deshalb toben, soviel sie will.

Mario Testa, Redaktor Thurgauer Zeitung, Ressort Weinfelden

Mario Testa, Redaktor Thurgauer Zeitung, Ressort Weinfelden

Bild: Reto Martin

Die Fische freut's – zumindest die Grossen, welche nicht schon längst in den Rhein und in den hohen Norden gespült wurden. Nach Jahren sommerlicher Hitze und Trockenheit kämpften sie mal nicht ums nackte Überleben in den wenigen verbliebenen Rinnsalen unterhalb des Wehrs in Weinfelden.

Gespannt – wenn am menschlichen Tatendrang natürlich auch völlig uninteressiert – dürften sie zudem nach vorne blicken. In zwei Wochen wollen die Gemeinden Bürglen, Bussnang und Weinfelden nämlich verkünden, wie es denn nun weitergehen soll mit der ökologischen Aufwertung der Thur zwischen Weinfelder Wehr und Bürgler Brücke.

Ein Haken hat die ganze Sache aber – nicht jener am Silk eines Anglers, nein –, vielmehr werden die flinken Schuppentiere gar nie in den Genuss einer allfälligen grossen Öko-Wellness-Anlage mit Kiesbänken und sanften Auen im Osten des Wehrs kommen. Einen Sprung die massive Betonhürde hinauf schafft wohl nicht mal eine pfeilschnelle, launische Forelle.