Wattwiler trägt die Raute von Borussia Mönchengladbach im Herzen

Beim Start der Bundesliga wird Borussia Mönchengladbach-Fan Andreas Schröder in Hamburg im Beisein seiner Frau Biggi und der deutschen Sportelite für seine legendäre Borussia-Kutte ausgezeichnet.

Urs Huwyler
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Im Gladbach-Zimmer vom Wattwiler Kutten-König Andreas Schröder und seiner deutschen Frau Biggi nimmt der lebensgrosse Granit Xhaka einen Ehrenplatz ein. (Bild: Urs Huwyler)

Im Gladbach-Zimmer vom Wattwiler Kutten-König Andreas Schröder und seiner deutschen Frau Biggi nimmt der lebensgrosse Granit Xhaka einen Ehrenplatz ein. (Bild: Urs Huwyler)

2811 Stimmen oder 32 Prozent der «Sport-Bild»-Leserinnen und Leser stimmten Ende Saison 2017/18 beim erstmals durchgeführten «Kutten-König»-Voting für den Wattwiler Andreas Schröder. Dessen 43 Jahre alte Kutte zieren beinahe 100 Sticker, die ihn unschwer als Mega-Fan des deutschen Bundesligisten Borussia Mönchengladbach (BMG) outet. Seine deutsche Frau Biggi, die er durch den Fussball kennen lernte, hätte ebenfalls gewinnen können, doch ihr Mann erhielt wohl den Vorrang, weil er die Gladbach-Raute als Schweizer im Herzen trägt.

Seit Urzeiten reist der ehemalige Torhüter (Bewunderer des einstigen Gladbach Goalies Wolfgang Kleff) zu jedem Heim- und Auswärtsspiel der Fohlen-Elf. Derzeit weilen die Schröders mit Gladbach im Trainingslager am Tegernsee. Obwohl die Leistungen letzte Saison wenig berauschend ausfielen und bei den Treuen aus dem Toggenburg erstmals Sekunden-Gedanken aufkamen, ob sie die Fahrt bei der Aussicht auf einen grottenschlechten Kick in Mainz fortsetzen sollen. Was sie taten.

2018/19 wird sich nichts ändern. Am 25. August werden sie Gladbach gegen Bayer Leverkusen im Stadion verfolgen und dann geht’s zum Hamburger VIP-Anlass. «Über die unerwartete Wahl zum Kutten-König habe ich mich gefreut, aber wichtiger ist mir, dass wir gut spielen», sagt Andi Schröder, der mit seiner ebenso vom BMG-Virus befallenen Frau den ersten Schweizer Gladbach-Fanclub 93 leitet. Am 5. Mai gegen Freiburg konnten sie ihr 25-jähriges Jubiläum feiern.

Wer sich mit den Auto-Reisenden unterhält, bemerkt, dass die Schröders, ob Sieg oder Niederlage, in der «Wir»-Form sprechen. «Verlieren wir nach einer attraktiven Partie, können wir dies akzeptieren. Aber wenn wir einen Eckball treten und nach drei Rückpässen hält Torhüter Yann Sommer den Ball, dann hört‘s auf.» Die «Wir»-Fraktion möchte Fussball sehen.

Freundschaft mit Granit Xhaka

Sommer schied an der WM in Russland mit der Nationalmannschaft im Achtelfinal aus. Andy und Biggi Schröder verfolgten die Partie gegen Schweden und jene gegen Serbien live vor Ort. Die Tickets hatte ihnen der viel kritisierte Granit Xhaka besorgt. Seit seiner Zeit bei Gladbach verbindet sie eine Freundschaft mit dem Arsenal-Legionär. «Das von Granit in der Öffentlichkeit gezeichnete Bild ist völlig falsch», stellt das königliche Kutten-Paar fest.

Das Thema Doppeladler und Doppelbürger sorgt bei den Wattwilern für Kopfschütteln. «Granit besitzt nur den Schweizer Pass, spricht besser schweizerdeutsch als albanisch, könnte für Kosovo spielen, hat sich aber für die Schweiz entschieden. Obwohl die Eltern Kosovo-Albaner sind und im Krieg viel erlebt haben», erzählen die Xhaka-Versteher. «Was in den Doppeladler hinein interpretiert wurde, können wir nicht nachvollziehen.»

Von Beginn weg sei Granit von serbischen Zuschauern bei jedem Ballkontakt nicht nur ausgepfiffen, sondern aufs Übelste beschimpft worden. In der Art «Schlitzt ihn auf» und so. Dann schiesse er ein Tor, es breche alles aus ihm heraus und er zeige den Doppeladler. «Für uns unverständlich, weshalb Granit immer wieder in eine Schiene gedrückt wird. Manchmal haben wir den Eindruck, er werde bewusst falsch verstanden.» Die Aussage des Deutschen Mesut Özil, bei Siegen sei er Deutscher, bei Niederlagen Türke, könnten sie nachvollziehen.

Sie bleiben über die sozialen Medien in Kontakt

Am 8. September vor und nach dem Länderspiel in St. Gallen gegen Island treffen sie Granit Xhaka wieder persönlich. Er wird den Schröders sein Trikot schenken. Bis dann bleiben sie über die sozialen Medien in Kontakt. Auch nach der Niederlage gegen Schweden hatte er ihnen eine Sprechnachricht mit einer kritischen Einschätzung der eigenen Leistung geschickt. «Er ist nicht so, wie ihn die Medien darstellen», wiederholen die Schröders.

Ansonsten werden Andreas und Biggi Schröder nicht in Schweizer Stadien anzutreffen sein. Doppel-Fan, das funktioniere emotional und terminlich nicht, die Stimmung und Atmosphäre, das «Wir-Gefühl» bei Bundesliga-Spielen lasse sich nicht mit jener in der Schweiz vergleichen. Also tragen sie weiterhin die einige Kilo schwere Königs-Kutten auf den Schultern und die Raute im Herzen. 2018/19 hoffen sie auf weniger Schmerzen.