Im Sommer startete der Lichtensteiger Kantilehrer Florin Hinterberger seine Weltreise. Der 30-Jährige möchte so lange in den Osten fahren, bis er wieder im Westen ankommt. Inzwischen sind er und seine Freundin Gisela Etter in der Türkei angekommen. – Teil 7 der Serie
Reisen innerhalb der Türkei ist sehr einfach. Es gibt hier ein Netzwerk von Tausenden Bussen, welches dem öffentlichen Verkehr in der Schweiz Konkurrenz machen würde. Die Busfahrt nach Izmir fühlt sich an wie ein Flug. Es gibt On-board-TV, Snacks und Getränke.
Unsere Zeit in der drittgrössten Stadt der Türkei ist geprägt von einzigartigen Begegnungen, die wir über Couchsurfing gemacht haben. Couchsurfing ist eine Community, bei der die Mitglieder einander auf der ganzen Welt kostenfrei einen Schlafplatz zur Verfügung stellen: Ideal, um mit Einheimischen in Kontakt zu treten.
Umut ist ein enorm herzlicher Mensch. Er schläft auf dem Sofa, damit wir es in seinem Bett warm haben. Pinar zeigt uns die Stadt von einer atypischen Seite. Sie empfiehlt uns die besten lokale Speisen, welche unter anderem Schafsinnereien beinhalten.
Und dann treffen wir noch auf Pascal Werner, ein Zug-Enthusiast, der in Izmir ein Praktikum in Sozialarbeit macht. Der Thalwiler hat jede mögliche Zugstrecke in der Schweiz sowie in der Türkei abgefahren und empfiehlt uns dringend, die Fahrt zwischen Ankara und Kars zu machen, die als Mini-Version der Transsibirischen bekannt ist.
Die Weiterreise per Anhalter geht nicht wie geplant voran. Der eisige Wind zwingt uns dazu, wieder einen Bus zu nehmen. Die Türken sprechen vom kältesten Winter seit Jahren. -12°C ist nicht gerade der Grund, warum wir in dieses mediterrane Land gekommen sind.
Man merkt, dass unsere Unterkunft nicht für solche Temperaturen ausgerichtet ist. Es gibt lediglich eine leicht heizende Klimaanlage sowie kaum isolierte Mauern und Fenster. Mit unseren Schlafsäcken im Bett, vielen Schichten Kleidung, mehreren Decken und gegenseitiger Körperwärme überstehen wir aber auch diese Nacht.
Der folgende Tag belohnt uns dafür. Pamukkule, was auf Deutsch übersetzt Baumwollburg bedeutet, ist ein traumhafter Ort. Die Gegend ist übersät mit schneeweissen Kalkterrassen, welche jahrhundertelang durch Ablagerungen der heissen Quellen gebildet wurden.
Barfuss waten wir durch diese surreal wirkende Landschaft. Das wunderschöne Erlebnis runden wir mit einem heilenden und entspannenden Bad im Thermalwasser ab und so fühlt sich auch die darauffolgende Nacht in der Unterkunft nicht mehr ganz so kalt an.
Im Süden ist es zum Glück wieder wärmer. Warm genug für uns, um eine mehrtägige Wanderung auf dem Lykischen Weg der Südküste entlang zu versuchen. Die paradiesische Route führt uns vorbei an entvölkerten, ehemalig griechischen Stätten, verlassenen idyllischen Stränden, einem kleinen Drogendorf, waghalsigen Passagen, einer aggressiven Ziege Namens Aydın und einem äusserst freundlichen deutsch-neuseeländischen Paar, welches von der Türkei aus im Homeoffice arbeitet.
Unser Camping-Gas geht bereits am zweiten Tag aus und so ernähren wir uns hauptsächlich von den köstlichen türkischen Dosenbohnen. Die Sonne lässt uns die Kälte der Berge schnell vergessen und erlaubt sogar für einige Stunden das T-Shirttragen sowie einen kleinen Schwumm im Meer.
In gewissen Abschnitten befinden wir uns in einer komplett anderen Welt. Die Waldbrände vom letzten Sommer waren die verheerendsten seit Jahrzehnten und haben schwarze Wüsten hinterlassen. Es ist zugleich so eindrucksvoll wie furchtbar.
Ich dachte eigentlich, seit der Abreise aus der Schweiz vehement mein Gepäck aufs Nötigste reduziert zu haben. Aber irgendwie wog mein Rucksack immer noch 27 Kilo. Nicht viel für mein komplettes Hab und Gut, aber sehr viel für meinen armen Rücken. Nach insgesamt sieben Tagen Wandern und Trampen kommen wir in Antalya an. Unser erster Gedanke, um unsere Körper für die harte Arbeit zu belohnen: ein entspannendes Hamam.
Auf Instagram @99happyplaces berichtet Florin Hinterberger mit seiner Freundin, Gisela Etter, in englischer Sprache über die Menschen, die sie antreffen.