Das 36. OpenAir St. Gallen freut sich über einen guten musikalischen Jahrgang und das wohl denkwürdigste Abschlusskonzert seiner Geschichte. Im Trend liegen laut Veranstaltern die Vier-Tage-Pässe.
ST. GALLEN. Was wird bleiben vom OpenAir 2012? Klar, die Hitze, die sich dann nicht in Hagelstürme entlud, sondern lediglich «ausnieselte». In Sachen Musik waren am Sonntag vor allem die letzten zehn Minuten auf der Hauptbühne Thema: Dass Mumford & Sons gemeinsam mit Wolfmother, Paolo Nutini und The Kooks als ultimative Zugabe den 1968er-Song «The Weight» von The Band coverten, rührte noch einmal Tausende (teils zu Tränen) und dürfte als denkwürdigster Festivalabschluss in die Geschichte eingehen. «Überragend», «phantastisch», «der beste Abschluss seit Gedenken» und so weiter lauteten die Kommentare. Dies galt bislang für das nicht enden wollende Konzert von Wyclef Jean (2001).
Dabei überraschte die britisch-australische Allstar-Band auch die Veranstalter: «Niemand wusste etwas von diesem krönenden Abschluss, nicht einmal unsere Produktionsleute», sagt Musikchef Christof Huber. Dass Mumford & Sons nach vier Tagen Trubel mit ihren leisen Folksongs so viel Aufmerksamkeit genossen, belegt für Huber ihre Qualität; der sympathische Auftritt verlängerte sich backstage beim Fussballschauen.
Am legendären Song «The Weight», der in «Easy Rider» ertönt und von Aretha Franklin bis Bruce Springsteen von vielen Stars gecovert wurde, hätten auch die St. Galler Festivalgründer Freude gehabt. The Band spielten ihn 1969 in Woodstock, was zum Sittertobel-OpenAir passt, das als weitherum friedlichstes Festival gilt. Oder wie eine langjährige Besucherin aus Olten meinte: «Dieses OpenAir haucht für mich den Geist von Woodstock.»
Nun freut sich Huber über die «gute Entwicklung» hin zu Retro-Folk und Qualitätsmusik, die wie jene von Florence & The Machine «nicht einfach Dance-Tracks für die Charts» produziere; als Programmchef weiss er aber, dass dies auch nur ein kurzlebiger Trend sein könnte. Mit Ausnahme vielleicht von Incubus, die mit ihrem 90er-Rock enttäuschten, fanden die meisten Bands viel positives Echo – auch in den (wenigen) Presseberichten.
Nichts spricht laut Veranstaltern dagegen, auch nächstes Jahr wieder 20 000 Nachtschwärmern schon am Donnerstag Einlass zu gewähren – der Trend laufe Richtung Vier-Tage-Tickets. Man wolle aber «kein komplettes Programm», so Huber; nach der gelungenen Fussballübertragung sei für die Hauptbühne eine gute Idee gefragt, von Komiker, Quiz oder Film sei vieles denkbar.
Noch unklar ist, ob das bargeldlose Zahlungssystem 2013 für alle Besucher eingeführt wird. Abgesehen von ein paar Fehlermeldungen habe es funktioniert, sagt Mediensprecherin Sabine Bianchi. Sie sieht darin viele Vorteile: Man bezahle schneller und sicherer. Nach dem Festival werde dem Besucher das übrige Geld auf dem Chip vor Ort ausbezahlt oder über ein Formular zurückerstattet, das im Internet zu finden sei.
Das Depotsystem werde beibehalten. Die PET-Becher können nur zusammen mit einem Jeton zurückgegeben werden, was in 85 Prozent der Fälle geschehe. Dass die Rückgabequote ohne Jeton noch höher sein könnte, bestreitet Bianchi. Die Abfallmenge sei mit zwei Kilo pro Person und Tag über die Jahre zwar konstant geblieben. Dank des Depotsystems liege aber weniger Abfall herum.