Die Basler und die Schweizer Fahne wurden aus den Polizeiwachen entfernt. Der «Fahnenzauber» sei veraltet, findet das Justiz- und Sicherheitsdepartement.
Esther Jundt
Im Polizeiposten im Bahnhof SBB und in den Polizeiwachen Kannenfeld und Clara gibt es keine Basler und keine Schweizer Fahne mehr. Dies beschloss das Justiz- und Sicherheitsdepartement nach einer internen Diskussion. Die Frage nach dem Sinn der Fahnen sei bei der Renovation des Polizeipostens im Bahnhof SBB aufgekommen, sagte Mediensprecher Klaus Mannhart auf Anfrage der bz. Dort prangten die beiden Flaggen an den Wänden im Kundenzentrum. Es sei diskutiert worden, ob dieser «Fahnenzauber» noch zeitgemäss ist. «Nein», befanden die Verantwortlichen und beschlossen, die Wände ohne Fahnen zu belassen.
Anschliessend sei überprüft worden, wo es noch Flaggen gebe, sagte der Mediensprecher weiter. Man sei in den Kundenzentren der Polizeiwachen Kannenfeld und Clara fündig geworden. Auch dort beschlossen die Verantwortlichen, «mit dem Fahnenzauber aufzuräumen», wie Mannhart weiter sagte.
Die ganze Sache habe aber nichts mit einer neuen Bedrohungslage zu tun, betonte er und widersprach entsprechenden Gerüchten, die nun kursieren. Die Diskussion sei auch vor der Abstimmung über die Minarett-Verbots-Initiative gelaufen und es gebe keinen Zusammenhang. «Wir hängen auch keine anderen Fahnen auf, auch keine Europafahne», sagte er.
Unsensibler Vorgang
Nach dem Entfernen der Fahnen kam es zu Diskussionen und zu Protesten im Polizeikorps. Diese schwappten nun an die Öffentlichkeit. Politiker, wie etwa FDP-Grossrat Roland Vögtli, zeigten sich empört über den Vorgang.
Laut David Gelzer, Präsident des Polizeibeamtenverbandes, gab es keinen Grund dafür, die Fahnen zu entfernen. Sie hätten niemanden gestört. Der Vorgang werde im Korps nicht verstanden, zumal die Fahnen ohne Rücksprache und ohne Kommunikation entfernt wurden. Im Verband sei man einhellig der Meinung, dass dies unsensibel war. Gelzer wies darauf hin, dass die Polizisten an «solchen Sachen hängen», auch weil sie auf ihrer Uniform einen Baslerstab tragen.
Der «Fahnenzauber» in Verwaltungsbüros mag tatsächlich etwas verstaubt wirken, aber besonders im Ausland sind die Landesfahnen überall in Verwaltungsgebäuden anzutreffen. Oft prangert neben dem Banner noch ein Bild des Monarchen oder Staatspräsidenten. Diese lassen sich oft in ihren Büros mit den Fahnen ablichten.
Dies gilt jedoch nicht für Basel-Stadt. Vizestaatsschreiber Marco Greiner sagte auf Anfrage, dass es nicht üblich sei, grosse Standarten mit Basler Fahnen in den Büros der Regierungsräte oder des Regierungspräsidenten aufzustellen. Möglicherweise gebe es kleine Basler Fahnen oder sie sind als Schmuck auf die Wände gemalt. Er kenne kein Verwaltungsbüro mit einer grösseren Basler oder Schweizer Fahne. Auch gebe es dazu kein Reglement. Anders sieht es bei offiziellen Besuchen und grossen Veranstaltungen aus. Das Rathaus wird dann reichlich beflaggt, auch mit den Fahnen der Gäste. Zudem wird während der grossen Messen die ganze Stadt mit Fahnenschmuck ausgestattet.
Ob die Fahnen in Gebäuden tatsächlich so veraltet sind, wie dies das Justiz- und Sicherheitsdepartement findet, darf bezweifelt werden. Die «Swissness» erlebt einen wahren Boom und Fahnen hängen nicht nur an Privathäusern, sondern auch drinnen.