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In ihrer Weihnachtskarte zitiert die CVP-Verteidigungsministerin das geistliche Oberhaupt der Tibeter. Die offizielle Schweiz ignoriert den Dalai Lama seit Jahren – um die Chinesen nicht zu verärgern.
In den vergangenen Jahren machte es sich die offizielle Schweiz mit dem Dalai Lama leicht: Sie ignorierte ihn einfach. Denn weltweit ziehen Regierungsvertreter den Ärger von Chinas Führung auf sich, wenn sie das geistliche Oberhaupt der Tibeter empfangen; wenn sie ihn am Rande einer Veranstaltung treffen oder auch nur in einer Rede erwähnen.
Einen erfrischend unverkrampften Weg geht nun CVP-Bundesrätin Viola Amherd: Die Verteidigungsministerin zitiert den Dalai Lama prominent in ihrer diesjährigen Weihnachtskarte. «Schwierige Zeiten lassen uns Entschlossenheit und innere Stärke entwickeln», führt Amherd an, passend zur Coronakrise.
Längst vorbei sind die Zeiten, als Bundesräte den Dalai Lama im Bundeshaus empfingen. Seit 2005 verzichtet die Landesregierung trotz entsprechender Ersuchen darauf; mal offiziell «aus Termingründen», mal mit der Begründung, dass die Schweiz keine diplomatischen Beziehungen mit Vertretern der tibetischen Exilregierung pflege.
Als der chinesische Präsident Xi Jinping 2017 in Bern weilte, wurden Hausbewohner gar darum gebeten, Tibet-Flaggen zu entfernen. Und welche Gehässigkeiten selbst Zitate auslösen können, zeigt dieser Fall: Der Autokonzern Daimler verbreitete 2018 via Instagram ein Dalai-Lama-Zitat – um es kurz darauf wieder zu löschen und Abbitte zu leisten. Man habe «die Gefühle der Chinesen verletzt», hiess es bussfertig. Bundesrätin Amherd scheint sich von so etwas nicht abschrecken zu lassen.