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Kanton Solothurn
Erstmals hat der Kanton die Deutsch-Integrationskurse für Migranten öffentlich ausgeschrieben. Die Gewinner sind die Volkshochschule Solothurn und die Solothurner Regionalstelle der Erwachsenenbildungs-Institution Ecap.
Der Kanton lässt sich die Sprachförderung für Migrantinnen und Migranten sowie Personen aus dem Asylbereich einiges kosten. Derzeit sind es 30'000 Deutsch-Lektionen pro Jahr, die der Kanton subventioniert. Die einzelnen Kursbesucherinnen und Kursbesucher beteiligen sich entsprechend ihren finanziellen Möglichkeiten an den Kosten.
In diesem Frühling hat das federführende Amt für soziale Sicherheit (ASO) erstmals das ganze Paket an Deutsch-Integrationskursen ausgeschrieben, verteilt auf verschiedene Angebote. An seiner letzten Sitzung hat der Regierungsrat jetzt entschieden, welche Anbieter den Zuschlag erhalten. Unter Einhaltung der Beschwerdefrist wird das ASO mit den entsprechenden Institutionen für die Jahre 2017 bis 2021 Rahmenverträge abschliessen.
Zwei Sieger und ein Verlierer
Mit 15'166 Lektionen pro Jahr geht der Löwenanteil an die Regionalstelle Solothurn der schweizweit aktiven Erwachsenenbildungs-Institution Ecap. Im Vergleich zu den Vorjahren erhöht sich das Auftragsvolumen gemäss Geschäftsstellenleiter Bruno Flury damit um rund Drittel.
Ebenfalls zu den Gewinnern der ersten kantonalen Ausschreibung gehört die Volkshochschule Solothurn. Sie sichert sich ab dem kommenden Jahr 9'334 Lektionen. Das sind um 4'000 Unterrichtsstunden mehr als jetzt, wie Geschäftsführerin Barbara Käch am Mittwoch auf Anfrage sagte. Südlich des Passwang teilen sich damit neu die beiden etablierten Sprachkurs-Anbieter den einträglichen Kuchen.
Die grosse Verliererin des Ausschreibungsverfahrens ist indes die in der Betreuung von Asylsuchenden tätige Firma ORS AG mit Sitz in Zürich. Diese hat bis jetzt im Kanton Solothurn sämtliche Deutschkurse für Personen aus dem Asylbereich abgedeckt. Dabei handelt es sich um ein Volumen von rund 6'000 Lektionen pro Jahr.
Der grössere Teil davon geht neu an die Volkshochschule Solothurn sowie die Stiftung Ecap, die beide bisher keine Deutschkurse für Asylsuchende und Vorläufig Aufgenommene angeboten haben. Die ORS AG sicherte sich lediglich ein Paket von jährlich 2'500 Lektionen. Im Schwarzbubenland arbeitet der Kanton künftig – über sämtliche Angebote hinweg – einzig mit dem K5 Kurszentrum in Basel zusammen (3'000 Lektionen).
ORS AG: Keine Intensivkurse mehr
Vor allem zwei Gründe haben dazu geführt, dass der Kanton die Deutsch-Integrationskurse erstmals ausgeschrieben hat. Zum einen erfordere der finanzielle Umfang des Gesamtauftrags ein offizielles Vergabeverfahren, sagte am Mittwoch auf Anfrage Reto Steffen, Leiter Sozialintegration und Prävention im Amt für soziale Sicherheit. Und zudem habe der Kanton ein neues Sprachförderkonzept für fremdsprachige Erwachsene erarbeitet.
Als überholt erweisen sich gemäss Reto Steffen vor allem die getrennten Deutschkurse, einerseits für Personen mit Ausländerausweise B und C und andererseits für Asylsuchende (N) und Vorläufig Aufgenommene (F). Indem die Strukturen künftig zusammengeführt werden, werden die vorhandenen Ressourcen künftig «effizienter und flexibler» genutzt.
Weiter liege der Schwerpunkt künftig «vollständig auf dem Spracherwerb», wie Steffen erläutert. Dies schliesst ein, dass künftig ein stärkeres Gewicht auf Sprachintensivkurse gelegt wird und insbesondere auch auf Kurse, die auf ein anerkanntes Zertifikat vorbereiten. Entlang dieser konzeptionellen Neuausrichtung der Deutsch-Integrationskurse sind die Kriterien für die Ausschreibung definiert worden. Eine Rolle spielte unter anderem der Preis sowie die Qualifikation und die Erfahrung der Lehrpersonen.
Die subventionierten Sprachintensivkurse für Migranten und Personen aus dem Asylbereich werden künftig im Raum Solothurn und Olten einzig von der Volkshochschule Solothurn und der Solothurner Regionalstelle der Stiftung Ecap durchgeführt. Die ORS AG indes, die – für den Asylbereich – bisher die Intensivkurse in Olten und Solothurn angeboten hat, geht leer aus. Die Asylbetreuer-Firma wollte diesen Entscheid des Kantons am Mittwoch nicht kommentieren.
Im Grossraum Olten ist die ORS AG dafür, neben der Stiftung Ecap, neu für die Durchführung sogenannter Standardkurse in den Gemeinden zuständig. Im Grossraum Solothurn teilen sich diese Standardkurse wiederum die Volkshochschule und die Stiftung Ecap.
Die Sprachintensivkurse im Raum Solothurn und Olten werden ab 2017 durch einen Kinderbetreuungs-Dienst mit integrierter Sprachförderung begleitet. In Solothurn zeichnet der Verein Royal Kids Club für diese Frühförderung verantwortlich. Im Raum Olten muss erst noch eine geeignete Institution dafür gefunden werden.