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Co-Patron André Bernheim übergibt das Zepter der Solothurner Uhrenfirma an Bernd Stadlwieser – die Uhrengruppe bleibt aber weiterhin vollständig im Familienbesitz.
An der Spitze des 1951 gegründeten Uhrenunternehmens Mondaine kommt es zu einem Wechsel: Der bisherige CEO und Miteigentümer, André Bernheim, übergibt nach 15 Jahren die operative Führung an Bernd Stadlwieser, wie die Firma in diesen Tagen bekannt gab. Die Mondaine-Gruppe mit Hauptsitz in Pfäffikon SZ fertigt die Uhren in ihrer modernsten Fabrik in Biberist. Die Marke ist global aktiv und bekannt, vorab mit der seit 1986 produzierten SBB-Bahnhofsuhr für das Handgelenk.
Das Familienunternehmen wird von André und Ronnie Bernheim in zweiter Generation geführt. Auch nach dem Wechsel auf der operativen Ebene bleibe die Gruppe vollständig im Familienbesitz, wie André Bernheim auf Nachfrage versichert. Die Bernheims werden als Firmeninhaber und Verwaltungsräte auf strategischer Ebene die Ausrichtung der Gruppe, die Förderung von Innovationen und den Ausbau der Geschäftsfelder weiterhin aktiv unterstützen, wie es weiter heisst.
Der Rückzug aus der operativen Ebene erfolge wohlüberlegt, sagt André Bernheim. «Es ist ein grosser Schritt.» Er und sein Bruder Ronnie hätten ihn mit der ganzen Familie besprochen. «Wir glauben, dass dies für die Firma und die Mitarbeitenden der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt ist.» Zwar könnten sich die vier Nachkommen einen Eintritt in die Firma zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen. Aber das werde noch einige Jahre dauern. Zudem bleibe er aktiver Verwaltungsratspräsident, so André Bernheim.
In dieser Funktion will er sich auf Innovationen in verschiedenen Geschäftsbereichen konzentrieren. Und das sei nicht möglich, wenn er weiterhin im Tagesgeschäft «stecke». «Zudem ist frischer Wind gut für die Firma, speziell in Zeiten gewaltiger Änderungen wie etwa im Bereich Distribution durch die digitale Revolution.»
Für den frischen Wind soll nun ab Januar 2018 Bernd Stadlwieser sorgen. Als neuer CEO werde er, so André Bernheim, den nötigen Freiraum haben. Wie das in der Praxis aussehe, werde man gemeinsam erarbeiten. Nebst seiner langjährigen Zeit in der Uhren- und Schmuckindustrie – unter anderem elf Jahre in der Funktion als Group-CEO des Schmuck- und Uhrenunternehmens Thomas Sabo oder zwölf Jahre als Vizepräsident des Verkaufs bei Swarovski – bringe der Österreicher viel Fachwissen in der Digitalisierung mit. Zuletzt sei Stadlwieser als CEO der Avenso GmbH in Berlin tätig gewesen.
Der Wechsel an der Mondaine-Spitze erfolgt in einer schwierigen Phase für die Schweizer Uhrenindustrie. Erst seit vergangenem Mai erholen sich die Uhrenexporte leicht, dies nach einer langen Phase mit rückläufigen Verkäufen ins Ausland. Bei Mondaine zeigt man sich aber für die Marken Mondaine, Luminox und M-Watch durchaus zufrieden.
So habe Mondaine 2016 auf dem Schweizer Markt ein Rekordjahr erzielt, dagegen seien die Exporte leicht rückläufig ausgefallen, gab die Uhrenfirma im Frühjahr bekannt. Bei der Marke Luminox sei weltweit ein stärkerer Rückgang zu verzeichnen gewesen, weil sich die Geschäfte in China und den USA schlechter entwickelten.
Für das laufende Jahr zeigt sich André Bernheim zuversichtlich. «Dank neuen Modellen bei Luminox und Innovationen bei Mondaine haben wir auch dieses Jahr recht gut durchlaufen, insbesondere das zweite Halbjahr.» Bei Mondaine erwartet Bernheim ein leichtes Minus gegenüber dem enorm starken Vorjahr. Sowohl bei Luminox wie M-Watch rechnet er aber mit einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr.
Bei der ebenfalls im Mondaine-Haus in Biberist untergebrachten Remonta AG sind, so Bernheim, derzeit 55 Mitarbeitende angestellt. Das seien sieben Personen weniger als zu Jahresbeginn. Es seien keine weiteren Veränderungen geplant. Die den Bernheims gehörende Firma produziert unter anderem die Uhren für Mondaine, Luminox und M-Watch. Die Mondaine-Gruppe mit Hauptsitz in Pfäffikon zählt nach eigenen Angaben weltweit rund 130 Mitarbeitende.
Was sich im vergangenen Frühling abgezeichnet hatte, ist nun eingetroffen: Bei der Uhren- und Schmuck-Vertriebsfirma Marlox AG, die mehrheitlich den Brüdern Bernheim gehört und auch im Mondaine-Haus in Biberist domiziliert ist, läuft es schlecht, sehr schlecht.
Grund: Die Hauptlieferantin der Marlox AG, die Schwesterfirma Mywa in Hongkong, hat die Lizenzverträge für Uhren und Schmuck der Marken Esprit, Joop und Puma verloren oder nicht verlängert. «Damit ist die Geschäftsbasis für die Vertriebsgesellschaft Marlox nicht mehr gegeben», erklärt Co-Chef Ronnie Bernheim auf Anfrage. Deshalb sei die Geschäftstätigkeit sowie die Anzahl der Mitarbeitenden stark reduziert worden.
Bereits im Februar kam es zu Entlassungen; von den damals 29 Mitarbeitenden haben deren acht die Kündigung erhalten und weitere Entlassungen wurden angekündigt. Inzwischen seien, so Ronnie Bernheim, die verbliebenen Warenlager verkauft worden und derzeit seien nur noch drei Mitarbeitende mit der Abwicklung verbliebener Aufgaben für Marlox in Biberist tätig. Insgesamt kam es also bei Marlox allein im Jahr 2017 zum Abbau von fast 30 Arbeitsplätzen.
Die Fashion-Uhren und Schmuckteile der erwähnten Marken wurden grossteils in Asien gefertigt und der Teil nach Biberist spediert, den Marlox dann in der Schweiz und in Deutschland vertrieben hatte. Vom Verlust der Lizenzen ist die Marke Pierre Cardin nicht betroffen. «Wir haben kürzlich die weltweiten Pierre-Cardin-Markenrechte für Uhren und Schmuck vollständig übernommen», erklärt Ronnie Bernheim weiter.
Dieses Geschäft werde vorerst weiterbetrieben, allerdings habe nun Mondaine die Vertriebsrechte von Marlox übernommen. «Dabei werden die wenigen Regionen, die bereit sind, den höheren Preis für ‹Swiss Made› zu bezahlen, mit Uhren aus der Fabrik in Biberist bedient.»
Die meisten Produkte würden hingegen in Asien gefertigt und von dort direkt geliefert. Für die frei gewordenen Büro- und Lagerflächen im Mondaine-Haus in Biberist suchen die Bernheims nun neue Mieter. (FS)