0:4 in Porto. Das Ende der Basler Champions-League-Kampagne war wie der Beginn: schmerzhaft. Dazwischen haben wir mit dem FC Basel gefeiert, gelitten und vielmals einfach nur gestaunt.
1. Real Madrid - FCB 5:1: d er Gekränkte
1:5 beim Champions-League-Debüt als Trainer – eine Kränkung für den Erfolgsfanatiker Paulo Sousa. Fans, Medien und hinter vorgehaltener Hand die Spieler stellen das Rotationssystem infrage. Was tut der Portugiese? Er geht ins Gegenpressing: In der Kabine stellt er der Mannschaft die Vertrauensfrage. Vor den Journalisten redet er den Auftritt mit Statistiken schön. Für Sousa war die Nacht im Bernabeu «ein Schlüsselmoment».
2. FCB - Liverpool 1:0: der Unvergessliche
Eigentlich will er in der Pause raus. Die Schmerzen sind zu gross. Ein paar Minuten noch? Also gut. Die zweite Hälfte beginnt. Und bald steht Marco Streller wie so häufig in seiner Karriere am richtigen Ort – 1:0 für den FCB! Und Liverpool? Magic-Mario? Genious-Gerrard? Speedy-Sterling? Entzaubert allesamt von Marco, dem Grossen. Es sollte sein letzter unvergesslicher, europäischer Moment werden.
3. Rasgrad - FCB 1:0: der Bestrafte
Am Tag vor dem Spiel fliegen wir mit Schiedsrichter Deniz Aytekin nach Bulgarien. «Ein Schiedsrichter darf niemals ein Spiel entscheiden», sagt er lachend. 24 Stunden später bestraft Aytekin Basels Geoffroy Serey Die mit der Roten Karte – für ein Foul, das kaum gelb-würdig ist. Für den Ivorer kommts knüppeldick: Er verkracht sich kurz darauf mit Trainer Paulo Sousa, in der Winterpause muss der Fan-Liebling gehen.
4. FCB - Rasgrad 4:0: der Umworbene
Breel Embolo zeigt, warum er als grösstes Schweizer Stürmertalent seit sehr langer Zeit gilt. Das Tor zum 1:0? Kunst von Ballannahme bis Vollendung. Die Vorarbeit zum 3:0? Wunderbar. Es ist ein Embolo-Abend, der in den höchsten Sieg der FCB-Champions-League-Geschichte mündet. Doch Embolo ist auch von Kamerun umworben. Aber bald darf die Schweiz aufatmen. Embolo erklärt: «Ja, ich spiele künftig in Rot.»
5. FCB - Real Madrid 0:1: der Vergötterte
Endlich! Nach Juve, Liverpool, Barcelona, Manchester United, Bayern und Chelsea gastieren erstmals die Königlichen im St. Jakob-Park. Die Fans ticken komplett aus: In der Basler Innenstadt belagern sie stundenlang das Teamhotel. Während der Partie stürmen sie drei Mal den Rasen. Es gibt nur ein Ziel: Cristiano Ronaldo ganz nah zu sein. Der hat dafür nicht mehr als ein müdes Lächeln übrig – Alltag für einen Vergötterten.
6. Liverpool - FCB 1:1: der Geliebte
Über eine Stunde dauert die Dopingkontrolle im Bauch der legendären Anfield Road. Dann darf auch Torschütze Fabian Frei endlich zum Feiern ins Teamhotel. Ein angeheiterter Liverpool-Fan hat etwas dagegen, packt Frei am Arm und säuselt ihm ins Ohr: «Frei, bleib hier! Wir lieben dich! Du bist der neue Steven Gerrard!» Frei ist geschmeichelt, bleibt aber vorerst beim FCB – aber wohl nicht mehr lange. Im Sommer will er in die Bundesliga.
7. FCB - Porto 1:1: der Trügerische
Es ist ein kleiner Moment der Hoffnung. Viel zu früh noch, um zu erahnen, dass es der letzte ist. Noch keine Viertelstunde ist gespielt, als Derlis Gonzalez wunderbar in den freien Raum läuft, der Pass von Fabian Frei ist perfekt, Ballannahme und Vollendung von Gonzalez erst recht. 1:0 für Basel!
Beginn eines Sturmlaufs? Porto in Nöten? Viertelfinal, wir kommen? Es kommt anders. Ach, wie schön war diese eine Minute.
8. Porto - FCB 4:0: der Perplexe
An die Nacht vor knapp zwei Wochen, in der ihn seine Freundin zum Vater einer Tochter machte, wird sich FCB-Goalie Tomas Vaclik ein Leben lang erinnern. An die Nacht im Estadio do Dragão wohl auch: Vier Mal ziehen die Porto-Stars von ausserhalb des Strafraums ab, vier Mal zappelt der Ball im Netz. Noch am Morgen danach wirkt der Tscheche perplex ob der Schusskünste von Brahimi, Herrera, Casemiro und Aboubakar.