Startseite
Sport
Sport (BZ)
Der FC Basel sucht einen neuen Trainer. Was muss dieser alles erfüllen? Jede Menge. Von grösster Wichtigkeit ist, dass der neue starke Mann beim FCB viel Erfahrung mitbringt.
Als die Mitglieder des FC Basel am 7. April 2017 dem Konzept «Für immer Rotblau» von Präsident Bernhard Burgener und Sportchef Marco Streller zustimmten, besiegelten sie zeitgleich auch die Zukunft von Urs Fischer. Unwissentlich natürlich, aber ihr Daumen hoch für Streller und Burgener hiess zeitgleich Daumen runter für Fischer. Denn für Streller und Burgener war klar: Mit Fischer machen wir nicht weiter. Zum einen, weil es erst ihr eigenes Projekt sein konnte, wenn sie auch ihren eigenen Trainer bestimmt hatten. Und zum anderen, weil man von Fischer ohnehin nicht überzeugt war.
Sein Fussball sorgte nicht für jenes Spektakel, das in Basel das Feuer wieder hätte entfachen können. Zu resultatorientiert war er, zu festgefahren in einem System. Und sowieso: Zu einem Konzept, das auf jungen, eigenen Spielern basiert, passt ein FCZ-Urgestein schlicht nicht.
Die Beförderung von Raphael Wicky war die logische Konsequenz. Ein Trainer aus dem eigenen Stall, jung, dynamisch, taktisch versiert, Liebhaber von schnellem Umschaltspiel und stets mit dem Label «grösstes Trainertalent der Schweiz» versehen. Es hätte eine perfekte Symbiose werden können. Hätte. Dass dem nicht so ist, haben die titellose Saison und schliesslich die Entlassung von Wunschtrainer Wicky gezeigt.
Die Installation Wickys war die erste gewichtige Entscheidung der neuen Leute in der FCB-Führung. Und jetzt ist sie die erste, die korrigiert werden musste. Wie sehr, macht Strellers Aussage vom Samstag deutlich: «Man muss vom Profil von Raphi abweichen.» Doch was heisst das? Was muss der künftige FCB-Trainer können? Mit am wichtigsten ist, dass er erfahren ist. «Das ist eine Erkenntnis, die wir auch aus Fehlern gezogen haben. Der neue Trainer muss schon ein Profil haben. Wir werden sicher nicht wieder einen Trainerlehrling an die Seitenlinie stellen, das ist Fakt.» Schliesslich war Strellers Unerfahrenheit gepaart mit jener Wickys wohl zu viel des Guten.
Ein weiterer Punkt, den der Wicky-Nachfolger erfüllen muss, zeigt die Interimslösung Alex Frei: Es muss ein Mann sein, der Emotionen in eine Mannschaft bringt. Während Wicky oft eher ruhig war, steht Frei sinnbildlich für Emotionen. Dass auch die Mannschaft das vermisst hatte, machte die Bemerkung von Fabian Frei deutlich: «Vielleicht brauchen wir das: einen Trainer, der uns vor dem Spiel noch einmal richtig aufweckt und damit dafür sorgt, dass wir bereit sind.»
So viel Emotionen der neue Trainer liefern muss, so viel Besonnenheit muss er in der täglichen Arbeit mitbringen. «Es gilt jetzt, einen Trainer zu holen, der Ruhe in den Kessel bringt. Und Ruhe in den ganzen Verein», führte Streller das Anforderungsprofil weiter aus. Gemeint ist damit ein Trainer, der genau weiss, wie er eine Ansammlung von 25 Männern mit starken Egos coachen kann. Egos, die bereits länger reifen konnten als 17, 18 Jahre, wie das im Nachwuchs der Fall ist.
Es muss ein Trainer sein, der weiss, wie ein Spieler wie Taulant Xhaka damit umgeht, wenn er zweimal auf die Bank gesetzt wird. Oder wie Fabian Frei reagiert, wenn er widerwillig zum Innenverteidiger gemacht wird. Oder was es in einem Renato Steffen auslösen kann, wenn er nicht das grenzenlose Vertrauen spürt. Schliesslich «ist Fussball Psychologie», wie Interimscoach Frei es am Samstag sagte. Mit psychologischen Kniffen gelingt es auch, Hierarchien zu festigen und zu bestimmen. Dazu muss der neue Mann Neuankömmlinge integrieren. Auch solche mit einer grossen Vergangenheit im Verein. Etwas, das Wicky nicht restlos gelingen mochte.
Der neue Mann muss darüber hinaus eine Mannschaft fitmachen, die zuletzt ab der 70. Minute platt wirkte. Er sollte sprachlich versiert sein, wobei dort Nachsicht herrschen wird, wenn alle anderen Punkte erfüllt werden. Er sollte ausserdem verfügbar und bezahlbar sein. Wobei der FCB in seiner Situation bereit sein wird, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen. Denn der nächste Trainer, «die nächste Patrone», wie Streller es nennt, «die muss sitzen.»
Eine mögliche nächste Patrone ist Marcel Koller. Wie der «Blick» schreibt, hat er sich Ende der letzten Woche bereits mit Streller getroffen. Weiter geistert auch der Name von Martin Schmidt durch die Gegend. Auch andere Ex-Bundesliga-Trainer wie Ralph Hasenhüttl oder Peter Stöger werden genannt. Realistisch sind sie kaum. Patrick Rahmen fällt ob seiner Unerfahrenheit weg. Und der unlängst aufgetauchte Name von Frank de Boer dürfte auch schnell wieder verschwinden. Zu erfolglos war er bei seinen beiden letzten Stationen, um ein Engagement von ihm als perfekte Lösung zu bezeichnen. Denn die grösste Anforderung, die der neue Trainer erfüllen muss, ist gleichzeitig die offensichtlichste: Er muss Resultate liefern.