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Wenn es nicht vorher schon so war, dann hat Oliver Mintzlaff der Super League das allerletzte Fünkchen Hoffnung geraubt, in absehbarer Zeit wieder näher an den FC Basel heranzurücken.
Mintzlaff ist Vorstandsvorsitzender von RB Leipzig. Dem Verein also, der im Frühling intensiv um Breel Embolo geworben hat. Er sagt: «Für Embolo wären wir bereit gewesen, einmalig über 20 Millionen Euro auszugeben. Da hat man uns aber klar signalisiert, dass wir mit diesem Gebot keine Chance hätten.»
Über 20 Millionen? Keine Chance? Umgehend abgelehnt? Hallo? Wenn ein Präsident ausserhalb von Basel diese Zeilen liest, müsste er sich erst einmal fragen, warum er dieses Spiel überhaupt noch mitmacht. Um sich anschliessend mit seinen Kollegen zusammenzutun und Bernhard Heusler den Meisterpokal zu überreichen, noch bevor heute Abend die neue Super-League-Saison angepfiffen wird.
Das wird eher nicht passieren. Aber den FCB offiziell herausfordern? Nein, das traut sich keiner mehr. Nicht im Wallis, wo Christian Constantin davon redet, sein FC Sion habe in der Super League eigentlich nichts verloren. Auch in Bern nicht, wo man vor einem Jahr den Titel noch als Ziel ausgab und heute sagt, kleine Brötchen backen zu wollen.
Der Mut ist der Einsicht gewichen: Werden nicht in jedem Spiel zwei unberechtigte Penaltys gegen den FCB gepfiffen und werden ihm nicht plötzlich 20 Punkte abgezogen wegen giftigem Dünger im Joggeli-Rasen, findet die nächste Meisterparty wieder auf dem Barfüsserplatz statt. Sprich: Der FCB ist längst angekommen im Engelskreis. Es müsste sich schon der Teufel höchstpersönlich im St. Jakob-Park einnisten, um die rot-blaue Hegemonie zu beenden.
Und so dreht der Engelskreis: Der FC Basel ist Meister, ist qualifiziert für die Gruppenphase der Champions League. Was alleine über 20 Millionen Franken Bruttoeinnahmen garantiert. In der Königsklasse, diesem grösstmöglichen Schaufenster, brillieren seine Spieler, steigern ihren Marktwert und wechseln für hohe Summen ins Ausland (Embolo, Salah, Elneny).
Das Geld und die Aussicht auf Titel und Champions League helfen bei der Rekrutierung neuer Spieler. Sogar die alljährlichen Umbrüche sind längst nicht mehr Fluch, sondern Segen: Neue, junge Spieler, die noch nie Meister geworden sind und noch nie international gespielt haben, sorgen dafür, dass der Erfolgshunger immer grösser ist als die Sättigung.
Und für den seltenen Fall, dass den Verantwortlichen um Präsident Bernhard Heusler und Sportdirektor Georg Heitz doch einmal ein Fehler unterläuft, gilt: Die Kunst, Fehler zu erkennen und rasch zu korrigieren, beherrschen sie in Basel ebenfalls wie nirgendwo sonst.
Worauf also gespannt warten? Auf viel! Auf rauschende Abende in der Champions League: Die Auslosung der Gruppenphase ist am 25. August, es winken ein Wiedersehen mit Granit Xhaka (Arsenal), ein erstes Aufeinandertreffen mit Paris Saint-Germain und der Gang in den Fussballtempel von Borussia Dortmund.
Auf die vielen Fragen, die sich vor jeder Saison stellen. Dieses Mal: Verlässt Birkir Bjarnason den FCB? Wird der neue Innenverteidiger Éder Balanta zum Glücks- oder Reinfall? Ist Serey Die immer noch der spektakuläre Mitreisser aus früheren Jahren? Findet Seydou Doumbia nach einem Katastrophen-Jahr zurück zur alten Treffsicherheit? Ist das Kader wirklich das stärkste aller Zeiten, wie einige Beobachter jetzt schon behaupten? Bricht der FCB den Punkterekord und wird so früh Meister wie noch nie? Schafft der FCB in den 36 Super-League-Spielen die 100-Tore-Marke? Wer ist der Erste im Kaderdickicht, der aufmuckt? Ist Werner Leuthard tatsächlich der erhoffte Wunderheiler oder muss der FCB bald ein eigenes Lazarett einrichten? Welche taktischen Kniffe findet Urs Fischer in seiner Premierensaison in der Champions League? Bleibt es ruhig um die Fans? Fazit: Der Weg des FCB zum Erfolg ist vorgezeichnet. Er muss ihn nur noch gehen.