Die 19-jährige Psychologie-Studentin Nicole Schaller aus Schmitten steht an den Swiss Open in Basel zum ersten Mal im Hauptfeld und möchte dort wertvolle Erfahrungen für ihre weitere Karriere sammeln.
«Ich liebe diesen Sport einfach», sagt Nicole Schaller. Sie nimmt einen Schluck Kaffee und fügt an: «Badminton ist der beste Sport, den es gibt. Für keine andere Sportart würde ich einen so grossen Aufwand betreiben.» Die Anstrengungen, die Schaller auf sich nimmt, sind in der Tat immens. Wenige Minuten vor dem Gespräch, das in der Badmintonhalle in Lausanne stattfindet, hat sie eine zweistündige Trainingseinheit absolviert. Am Nachmittag folgt die zweite. Jeden Tag trainiert Schaller rund fünf Stunden. Vorwiegend steht sie auf dem Badmintonfeld, aber auch das Konditionstraining ist fester Bestandteil ihres Pensums.
Zurzeit holt sie sich den letzten Schliff für ihren Auftritt an den Swiss Open in Basel. Die Vorfreude auf den Einsatz vor eigenem Publikum ist gross. «Ich habe nur ein oder zwei Mal im Jahr die Chance, mich mit so guten Spielerinnen zu messen», so Schaller. Die aktuelle Weltnummer 59 hat als letzte Spielerin direkt Unterschlupf gefunden im stark besetzten Hauptfeld. Entsprechend gehört sie zu den Aussenseiterinnen. «Ich versuche, locker zu bleiben und das Spiel zu geniessen. Es ist eine super Gelegenheit, um Erfahrungen zu sammeln», erklärt sie.
Grosse Zukunftshoffnung
Die Auslosung meinte es nicht schlecht mit Schaller. Sie trifft am Mittwoch auf die ungesetzte Taiwanesin Hsiao Ma Pai (Weltnummer 23). Christian Wackernagel, OK-Präsident der Swiss Open, glaubt an Schallers Chancen. «Sie hat die Fähigkeiten, dieses Spiel zu gewinnen. Zurzeit ist sie die grösste Schweizer Hoffnung im Badmintonsport und hat das Potential für die Top 30», lobt er die junge Fribourgerin.
Der Weg dorthin ist für Nicole Schaller allerdings noch lang. Die 19-jährige hat ihr grosses Talent jedoch schon mehrmals aufblitzen lassen. Im Januar erreichte sie beim Swedish International, einem Profiturnier der dritthöchsten Kategorie, das Endspiel. In der Altersklasse der unter 19-Jährigen war sie 2011 gar die Nummer fünf in Europa. Für den Sprung unter die besten 25 der Welt – Schallers erklärtes Karriereziel – gibt sie sich noch ein paar Jahre Zeit. «Meine Sportart ist extrem komplex. Man muss schnell sein, aber gleichzeitig auch eine gute Ausdauer haben. Zudem spielen auch technische, taktische und mentale Komponenten eine wichtige Rolle», erklärt sie. Entsprechend braucht es viel Erfahrung, um die richtige Mischung zu finden. «Im besten Badmintonalter ist man mit 26 oder 27», so Schaller.
Studium zum Durchlüften
Um ihre ambitiösen Ziele zu erreichen, geht die 19-Jährige keine Kompromisse ein. Letzten Sommer verlegte sie ihren Trainingsstandort von Bern nach Lausanne. «Hier habe ich im NSTeam meinen eigenen Badmintoncoach, meinem Konditionstrainer, einen Physiotherapeuten sowie mehrere Sparringpartner. Das erlaubt es mir, die gesamte Planung perfekt auf meine Bedürfnisse abzustimmen», schwärmt sie. Schaller, die in einem kleinen Studio fünf Gehminuten von der Badmintonhalle entfernt wohnt, studiert neben dem Sport im zweiten Semester Psychologie an der Universität Lausanne. «Das Studium ist für mich jedoch lediglich ein Ausgleich, um den Kopf durchzulüften. Die erste Priorität gilt ganz klar dem Sport», so Schaller, die neben dem Badminton bis zu ihrem 13. Lebensjahr Fussball gespielt hat. Das Studium sei aber sicherlich sinnvoll, da sie ja nicht ewig Badminton spielen könne, fügt sie schmunzelnd an.
Bevor sich Nicole Schaller jedoch weiter Gedanken über die Zeit nach ihrer Sportkarriere macht, möchte sie auf dem Spielfeld für positive Schlagzeilen sorgen. «Ich will an die Olympischen Spielen in Rio», formuliert sie ihr nächstes, grosses Ziel.