CL-Qualifikation
Die skandalträchtige Unbekannte: Die Griechen sind auf vielfältige Weise unberechenbar

Der FCB feiert eine Premiere: Er trifft in der Qualifikation für die Champions League auf PAOK Saloniki. Eine Überraschung ist das nicht, war doch schon vorher klar, dass es entweder PAOK oder Sturm Graz werden würde. Am Wochenende des 24./25. Juli treten die Basler zuerst auswärts an, eine Woche später folgt das Rückspiel in Basel.

Céline Feller
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Der hierzulande bekannteste PAOK-Akteur: Der in St. Gallen aufgewachsene, serbische Nati-Spieler Aleksandar Prijovic.

Der hierzulande bekannteste PAOK-Akteur: Der in St. Gallen aufgewachsene, serbische Nati-Spieler Aleksandar Prijovic.

Keystone

Eigentlich gibt es nur Konstantinos Dimitriou. Mehr als der junge griechische Verteidiger, den der FC Basel vor ein paar Wochen PAOK Saloniki abgekauft hat, verbindet den FCB nichts dem griechischen Traditionsverein. Zumindest war das bislang so. Denn seit gestern in Nyon die zweite Qualifikations-Runde der Champions League ausgelost wurde, ist klar, dass die Vizemeister der Schweizer und der griechischen Liga aufeinandertreffen werden.

Eine grosse Überraschung ist dies nicht, war doch schon im Vorfeld der Auslosung klar, dass es entweder gegen PAOK oder gegen Sturm Graz gehen würde. Das jetzige Los bedeutet eine Premiere für den FCB. In seiner langen und vor allem in der jüngsten Vergangenheit erfolgreichen Geschichte auf der internationalen Fussballbühne hat er es noch kein einziges Mal mit einem griechischen Vertreter zu tun bekommen. «Es ist ein schwieriges Los, aber wir freuen uns», kommentiert Marco Streller den Ausgang der Auslosung.

So heisst der erste griechische Europacup-Gegner des FC Basel.

So heisst der erste griechische Europacup-Gegner des FC Basel.

KEYSTONE/VALENTIN FLAURAUD

Man müsse, so der FCB-Sportchef, nicht gross über die Qualität des zugelosten Gegners sprechen. «Sie haben lange um die Meisterschaft in der griechischen Super League mitgespielt, und die kann man mit der Schweizer Liga vergleichen.» Ausserdem konnte PAOK in diesem Jahr zum sechsten Mal den Cup gewinnen. Und doch war es nicht dieses 2:0 über AEK Athen, das für die grossen Schlagzeilen sorgte. Sondern das Duell gegen den selben Gegner zwei Monate früher.

Das Skandal-Spiel gegen AEK

Es ist der 11. März dieses Jahres, als die Erzrivalen PAOK und AEK Athen aufeinandertreffen. In der 90. Minute erzielt Fernando Varela den vermeintlichen Siegtreffer. Dieser wird wegen eines Offsides aberkannt. Ein Entscheid, den PAOK-Präsident und Putin-Freund Ivan Savvidis nicht verkraftet. Gefolgt von seinen Leuten stürmt er den Platz. Mit einer Waffe am Gürtel (siehe Bild)

PAOK-Präsident Ivan Savvidis bei seinem bewaffneten Platzsturm im März.

PAOK-Präsident Ivan Savvidis bei seinem bewaffneten Platzsturm im März.

Keystone

Das Spiel wurde in der Folge abgebrochen, die Liga auf Anordnung der griechischen Regierung unterbrochen. Nach zweiwöchiger Pause wurde der Ligabetrieb wieder aufgenommen und Savvidis hart bestraft. Zusätzlich zu einer Geldstrafe von 100 000 Euro hat der Präsident ein dreijähriges Stadionverbot aufgebrummt bekommen. Ausserdem wurden dem Verein in der letzten Saison drei Punkte abgezogen. In die neue Saison, die in Griechenland erst am 25. August und damit einen Monat später als jene in der Schweiz beginnt, muss Saloniki zudem mit einem Minus von zwei Punkten starten.

Der Schweizer Star von Paok

Der späte Saisonstart der Griechen könnte für den FCB ebenso ein Vorteil sein wie die Tatsache, dass er das Rückspiel (31. 7./1.8) zu Hause austragen darf. Vor allem auch deshalb, weil das Toumba Stadion, die Heimstätte PAOKs, als Hexenkessel bekannt ist. «Dass wir zuerst auswärts spielen (am 24./25.7., Anm. d. Red) könnte durchaus ein wichtiger Vorteil für uns werden», meint Streller. Als Pluspunkt für den Gegner sieht der Sportchef hingegen die grosse Erfahrung im Team. FCB-Coach Raphael Wicky sieht dies ähnlich: «Es ist eine sehr erfahrene Mannschaft mit Spielern aus verschiedenen Nationen. Darunter sind fast keine Spieler, die noch in der Entwicklung stecken, sondern praktisch nur solche, die ihre Karriere bereits lanciert haben.»

Trifft in der 2. Qualifikationsrunde der Champions League mit Basel auf PAOK Saloniki: Trainer Raphael Wicky

Trifft in der 2. Qualifikationsrunde der Champions League mit Basel auf PAOK Saloniki: Trainer Raphael Wicky

KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Zu den Vertretern der diversen Nationen gehört auch Aleksandar Prijovic. Der 28-Jährige wurde in St. Gallen geboren, lernte dort das Fussballspielen, bevor er als 16-Jähriger zum FC Parma wechselte. Später zog es ihn nach England und dann zu Sion, mit dem er 2011 den Schweizer Cup gewann. Zwischen 2013 und 2016 wechselte Prijovic jedes Jahr den Klub. Seit Januar 2017 spielt er für PAOK, avancierte in dieser Saison mit 19 Treffern zum Torschützenkönig.

Mit Sieg sicher in der Europa-League-Gruppenphase

Ob er jedoch beim Aufeinandertreffen mit dem FCB dabei sein wird, ist noch unklar. Prijovic weilt mit der serbischen Nati zurzeit an der WM in Russland. Einen grossen Star gibt es im griechischen Ensemble nicht. Etwas bekannter ist einzig noch Vieirinha, der sechs Jahre bei Wolfsburg unter Vertrag stand. «Die Mannschaft ist mit allen Wassern gewaschen und weiss um was es geht in solchen Spielen. Es werden zwei schwierige, harte Begegnungen, die wir unbedingt für uns entscheiden wollen», sagt Wicky.

Wie wichtig ein Sieg wäre, zeigt der Fakt, dass ein Weiterkommen in dieser zweiten Quali-Runde für den FCB bedeuten würde, dass ihm eine Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase bereits auf sicher wäre – während er weiter um den Einzug in die Champions League kämpfen könnte. Sollte man gegen PAOK aber ausscheiden, wäre das internationale Geschäft trotzdem noch nicht ganz verloren. Denn dann dürfte der FCB in der dritten Quali-Runde für die Europa League sein Glück erneut versuchen.