Endlich! Grosse Freude bei Evelyne Tschopp. Nach einer längeren Durststrecke gelang der Muttenzerin der ersehnte Durchbruch - ausgerechnet bei der Universiade.
Der Sommer begann für die Muttenzer Spitzensportlerin mit zwei Grossanlässen kurz hintereinander. Zunächst wurde sie von Swiss Olympic für die ersten Europaspiele in Baku (Azerbaijan) nominiert. Diese sind neu lanciert worden als Pendant zu den Kontinental-Olympics in Amerika und Asien. Der Start an diesem sehr gut besetzten und perfekt organisierten Turnier glückte ihr mit einem Wazaari-Sieg über die Türkin Ayse Arca.
In der zweiten Runde traf sie aber bereits auf die Welt-Nummer 8, die gross gewachsene Französin Annabelle Euranie. Tschopp liess sich zu Beginn des Kampfes mit einem Wazaari erwischen und versuchte in der Folge alles, um den Rückstand aufzuholen. Der Kampf verlief dabei über weite Strecken ausgeglichen. Kurz vor dem Gong gelang der Schweizerin noch beinahe ein Ura-Nage-Wurf.
Sie konterte einen Angriff von Euranie und es fehlte nur ganz wenig Körperdrehung, um die Wertung für sich entscheiden zu können. So aber verlor Tschopp diesen Kampf mit zwei Wazaari vier Sekunden vor Zeitablauf und schied damit vorzeitig aus dem Rennen aus. Wegen der neuen Regelung (Viertelfinal muss erreicht werden) kam sie nicht in die Hoffnungsrunde, obwohl Euranie später im Final stand, diesen nur knapp verlor und damit Vize-Europameisterin wurde.
Guter Start in Südkorea
Kaum zu Hause ging es schon wieder auf die Reise nach Gwangju (Südkorea) an die Universiade, also die Olympischen Spiele der Studenten. Die angehende Medizinerin begann wiederum vielversprechend. Die US-Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln, Elaine Ramos-Tandjung hatte kein Rezept gegen die Baselbieterin und verlor nach 1,5 Minuten mit Ippon.
Tschopp setzte einen Wurf an, drehte die Gegnerin am Boden in einen Festhalter und gewann vorzeitig. Erneut traf sie bereits in der zweiten Runde auf die Japanerin Mako Uchio, die das Turnier später mit einem Ipponwurf im Final gegen die Rumänin Alexandra Florian gewann. Tschopp konnte sich gegen die Japanerin nicht durchsetzen und verlor diesen Kampf eine halbe Minute vor Kampfzeitende mit Ippon (Kampfzeit bei den Damen: 4 Minuten).
An der Universiade kam das andere Reglement zum Einsatz (wer gegen die Finalisten verliert, kommt in die Hoffnungsrunde) und Tschopp konnte weiter im Turnier verbleiben. Diese Art Hoffnungsrunde führte zum Duell der beiden Verliererinnen der Begegnungen von Uchio: Tschopp besiegte die Einheimische Yura Kim in ähnlicher Weise wie im ersten Kampf mit einer Kombination Wurf-Festhalter und erhielt einen Ippon nach der halben Kampfzeit.
Starke Brasilianerin
Im vierten Fight gegen die Brasilianerin Eleudis Valentim ging es dann hart auf hart. Die Schweizerin war sich der Stärke der Südamerikanerin bewusst und ging entsprechend konsequent und fokussiert ans Werk. Sie hielt die Gegnerin auf Distanz und suchte ihre Chance in einem Konter, womit ihr eine kleine Wertung (Yuko) gelang. Diese verteidigte sie bis zum Schluss der Kampfzeit erfolgreich.
Bereits im fünften Kampf angelangt stand ihr die Polin Karolina Pienkowska gegenüber. Von ihr wusste Tschopp, dass sie vor allem im Bodenkampf brilliert und konnte sich optimal darauf einstellen. Durch einen guten Griffkampf geriet sie nicht in Gefahr und konnte ihrerseits zwei Würfe mit Wertung erzielen. Die Gegnerin kam auf eine Wertung weniger und Tschopp konnte einen weiteren Sieg verbuchen.
Damit stand sie im Kampf um die Bronze-Medaille gegen die Russin Anna Dmitrieva. Wieder sah es nach einem frühen Yuko für einen Wurf der Russin lange Zeit danach aus, als ob es wieder knapp nicht für die erhoffte Medaille reichen würde. Bis 30 Sekunden vor Schluss konnte Dmitrieva ihre kleine Wertung (Yuko) verteidigen. Dann aber schlug Tschopp zu. Sie warf die Gegnerin mit einem Wazaari (Halbpunkt) und ging sofort in einen Festhalter, aus dem sich die Russin nicht befreien konnte.
Nach Ablauf der Festhalte-Zeit, der ihr den zweiten Wazaari einbrachte, konnte sie ihre Bronzemedaille mit einem Ippon-Sieg (2 Wazaari ergibt Ippon) überzeugend erkämpfen. Dieses Ergebnis ist das Highlight der bisherigen Judo-Karriere für Evelyne Tschopp.