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Sport (BZ)
In der fussballfreien Zeit präsentiert die bz in einer Online-Serie die zwanzig emotionalsten FCB-Spiele der letzten zwanzig Jahre. Spiel 17 findet im Mai 2017 statt. Mit einer unglaublich kämpferischen Leistung zwingt der FCB das Cup-Monster Sion in die Knie und jubelt anschliessend über das Double. Hier sind die Bilder, die Highlights und der Matchbericht von damals. Mögen die Erinnerungen wieder aufgefrischt werden.
Das Double hat etwas Kitschiges an sich.
(Quelle: Bernhard Heusler, abtretender FCB-Präsident)
Titel: Grosse Gefühle zum Ende einer Ära
Lead: Der FC Basel steht vor dem grossen Umbruch. Präsident Bernhard Heusler, Sportdirektor Georg Heitz und Trainer Urs Fischer gehen im Sommer. Sie verabschieden sich mit dem Double.
von Sebastian Lavoyer (bz)
Wie ein kleiner Junge hüpft Bernhard Heusler vor der Trainerbank herum. Vor wenigen Sekunden hat Michael Lang den Ball zum 3:0 in die Maschen gedroschen. 3:0 im Cupfinal gegen den FC Sion. Das Ende des Mythos steht unmittelbar bevor. Dann der Pfiff von Schiedsrichter Stephan Klossner. Ende. Aus. Vorbei. Es ist geschafft. Der FC Basel revanchiert sich für die 0:3-Pleite im Cupfinal vor zwei Jahren im Joggeli gegen denselben Gegner. Der zwölfte Cupsieg ist in trockenen Tüchern. Die Spieler rennen auf den Platz. Die Fans springen hoch. Und unten in der Coaching-Zone fallen sich Bernhard Heusler und Sportdirektor Georg Heitz in die Arme.
2009 übernahmen sie die Geschicke im FCB. Acht Meistertitel in Serie sicherten sich die Basler seither. Man kennt und fürchtet den Klub in Europa. Dank grossen Auftritten in der Königsklasse und der Europa League. Aber im Juni ist Schluss für das kongeniale Duo Heusler-Heitz. Sie treten ab. Für den Verein. Weil sie merkten, dass bei all dem Erfolg die grossen Gefühle bei den Fans immer rarer wurden. Die Siege wurden zur Gewohnheit, die Titel zur Selbstverständlichkeit. Es braucht einen Impuls, frischen Wind. Deshalb ihr Rücktritt.
Sie verabschieden sich mit dem sechsten Double der Vereinsgeschichte (nach 1967, 2002, 2008, 2010 und 2012). «Es ist für uns alle der perfekte Abschluss», sagt Heusler. Hätte er sich dies im Winter gewünscht, «es wäre schon fast unanständig gewesen». Das Double zum Schluss. Viel kitschiger wäre auch ein Hollywood-Drehbuch kaum. Irgendwie zu schön, um wahr zu sein, findet selbst der Präsident. «Es ist ein grausames Privileg, wenn man erleben darf, wie Träume wahr werden.»
Während die Spieler Freude taumelnd zu ihren Fans gehen, bleibt Heusler stets bei der Spielerbank. Er nimmt sich zurück, geniesst für sich diesen Moment. Immer wieder Umarmungen. Spieler, Trainer, Gegner und natürlich auch Christian Constantin, Präsident des FC Sion. Enfant terrible der Super League. Der Mann, der Sion erst so richtig zum Cupmythos hochstilisierte. Aber so verrückt er auch wirken mag, so authentisch ist er. Und genau das schätzt Heusler an ihm, das verbindet sie. Ihre Emotionen sind echt, ihre Leidenschaft ungekünstelt.
Was haben sie in Basel nach diesem Sieg gelechzt. Dreimal ging der FCB zuletzt als Verlierer aus einem Cupfinal. Zwar holte man Meistertitel um Meistertitel nach Basel, aber der Pokal blieb dem FCB seit 2012 verwehrt. Selten war der Titel wertvoller als gerade jetzt, selten haben sie ihn so gewollt wie gestern. Zwar bringt der FCB die ihm zugeteilten 10000 Tickets für den Final nicht los, gibt 2000 an den Verband zurück. Aber, so Heusler: «Ich habe immer gesagt, dass es egal ist, wie viele kommen. Es müssen die richtigen Fans sein.»
Obschon die Walliser zahlenmässig hoch überlegen sind, sicher fast 20000 in Rotweiss im Stade de Genève sitzen, dominieren die FCB-Fans akustisch. Sie singen, hüpfen, peitschen ihre Helden an. Während des ganzen Spiels und darüber hinaus. «Es war unglaublich, wie unsere Fans dagegengehalten haben. Das war eine rot-blaue Wand», sagt Sportdirektor Georg Heitz.
Während Bernhard Heusler nach der Pokalübergabe mit dem Team zu den Fans geht und den Sieg feiert, taucht Heitz ab. Man sieht ihn nicht mehr. Als er später vor die Mikrofone tritt, wirkt er gefasst. Er erzählt davon, wie gross der Verdienst von Trainer Urs Fischer sei. Mit letzter Konsequenz habe er das Team geführt. Auch wenn er im Sommer gehen wird. Fischer wollte diesen Pott unbedingt. Am Morgen vor dem Final ging er im Hotel in jedes Zimmer, führte Einzelgespräche mit den Spielern. Kurz vor dem Spiel hielt Präsident Heusler eine feurige Ansprache vor dem Team. «Ich hatte Hühnerhaut», sagt Trainer Urs Fischer nach dem Triumph.
Grosse Gefühle allenthalben. Etwas, das sie in Basel vermisst haben. Man klagte über zu wenig Emotionen im vergangenen Herbst. Und jetzt dieser Sieg gegen Sion. Den Mythos beendet. Revanche genommen. Champagnerduschen, Konfettiregen, Freudentränen. «Es ist einer der emotionalsten Titel der letzten Jahre», sagt Heitz. Auch weil im Sommer Schluss ist. Für ihn, für Präsident Heusler und für Trainer Urs Fischer. Es ist das Ende einer Ära.