Orientierungslauf
Lea Müllers Rücktritt in Raten und ihre unendliche Leidensgeschichte

Mit der Ankündigung einer «Kaderpause» wird ein weiteres Kapitel in der unendlichen Leidensgeschichte der Baselbieter Spitzenläuferin aufgeschlagen.

Rainer Sommerhalder
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September 2009: Lea Müller wird an der SM Zweite und diskutiert im Ziel die Route mit der dritten Ines Brodmann. Keystone

September 2009: Lea Müller wird an der SM Zweite und diskutiert im Ziel die Route mit der dritten Ines Brodmann. Keystone

bz Basellandschaftliche Zeitung

Nach dem WM-Titel 2005 mit der Schweizer Staffel schien die Karriere so richtig lanciert. Lea Müller aus Liestal galt bald einmal als Nummer 2 hinter «OL-Königin» Simone Niggli-Luder und potenzielle Top-6-Läuferin an Weltmeisterschaften. Doch dann begannen die Probleme. Ende 2008 hielt die Läuferin der OLG Kakowa erstmals fest: «Die Saison verlief nicht wunschgemäss und wegen einer langanhaltenden Achillessehnenentzündung muss ich auf die Wettkämpfe im Frühjahr 2009 verzichten.»

Ab da funktionierte die 29-jährige Sportwissenschafterin nach dem Prinzip Hoffnung. Als Zielsetzung für 2010 gab sie bekannt: «Eine gesunde Achillessehne, um wieder mit viel Freude und Spass durch die Wälder laufen zu können». Ein Jahr später lautete das Ziel: «Endlich wieder OL machen zu können!».

«Ich hatte unterwegs starke Schmerzen»

Mehr und mehr wird dieses Ziel zum Wunschtraum. Zwar gab Lea Müller diesen Oktober am Weltcupfinal in La Chaux-de-Fonds ein überraschendes internationales Comeback – und mit Rang 20 nicht einmal ein schlechtes. Aber die Bilanz war trotzdem ernüchternd: «Ich hatte unterwegs starke Schmerzen.»

Nun folgt eine erneute – die dritte innerhalb von vier Jahren – Operation, um vernarbtes Gewebe zu entfernen, und der als temporäre Pause verkündete Austritt aus dem Nationalkader. Dies sei für sie eine schwierige Entscheidung gewesen. «Ich bin trotz allem froh, am Weltcup mitgemacht zu haben», sagt die seit einem halben Jahr in Bern wohnhafte Baselbieterin. Sie habe daraus zwei Erkenntnisse gezogen. Erstens: «Es macht derzeit keinen Sinn, weiter in den Kaderstrukturen eingebunden zu sein. Ich will Abstand gewinnen, um den Kopf freizubekommen, und alle Energie dafür verwenden, wieder gesund zu werden.» Zweitens: «Ich habe gespürt, wie viel Freude und Motivation mir OL noch immer macht und dass ich im Herzen und im Kopf weiterhin Spitzensportlerin bin. Ich bin für einen Rücktritt noch nicht bereit.»

Rückkehr lässt Müller bewusst offen

Lea Müllers Wille ist gross. Seit 1999 war sie Mitglied im Nationalkader. Eine Rückkehr lässt sie zum heutigen Zeitpunkt bewusst offen. Die 29-Jährige kann sich nun auf die berufliche Karriere fokussieren. Seit April arbeitet sie bei Swiss Olympic als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Spitzensport. Und im A-Kader der Orientierungsläuferinnen wird auch nach ihrem Abschied zumindest weiter baseldeutsch gesprochen. Mit Ines Brodmann und Rahel Friedrich wurden gleich zwei regionale Athletinnen befördert.