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Sport (BZ)
Im Spitzenduell der 2. Liga inter demütigt der Aufsteiger SV Muttenz seinen Verfolger FC Allschwil mit einem verdienten 8:3 und steht sieben Runden vor Schluss mit einem Vorsprung von sieben Punkten kurz vor dem Aufstieg.
Zehn Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit setzt auf einmal der Regen wieder ein. Es wirkt gerade so, als würde der Himmel mit dem FC Allschwil mitweinen. Dieser liegt mitten im Spitzenkampf mit 2:6 im Rückstand. Und der mittlerweile glitschige Ball liegt bereits zum dritten Mal auf dem Penaltypunkt.
Manuel Alessio läuft an – und versenkt auch diesen Penalty für den SV Muttenz. Noch während der FCA-Torhüter Marco Schmid mit hängenden Schultern den Ball aus dem Netz holt, geht plötzlich alles ganz schnell. Der Regen verwandelt sich in Hagel und die Spieler flüchten, so schnell sie können, vom Platz. Doch wer sich erhofft hatte, dass das Spiel nun gelaufen war, täuscht sich. Aber der Reihe nach.
Noch vor dem Anpfiff des Spitzenspiels Erster gegen Zweiter deutete nichts auf ein derartiges Schützenfest hin. Muttenz spielte letzte Saison noch 2. Liga, nach seinem von der Aufstiegseuphorie begleiteten Start musste sich der aktuelle Tabellenführer bald des Öfteren abmühen und sich seine Siege hart erkämpfen.
Auch im Hinspiel im September gewann der SVM nur mit 1:0 gegen Allschwil. Weil am Samstag auch noch die beiden Schlüsselspieler Manuel Jenni und Manuel Alessio angeschlagen in die Partie gingen, wäre Muttenz wohl auch mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Ganz danach sah es am Anfang auch aus.
Muttenz ging zwar früh in Führung – in der vierten Minute gelang durch ein schönes Passspiel in die Tiefe das 1:0 durch Luca Brunner. Aber auch Allschwil kam schnell zu mehreren guten Gelegenheiten.
Letztlich aber riss Muttenz das Spieldiktat an sich und ging mit 2:0 in Führung. Nach einem abgeblockten Schuss nutze Cedric Haas das Chaos aus und netzte in der 27. Minute ein.
Es folgten ein Aluminiumtreffer bei Allschwil und zwei Szenen, die dem 1:0 nicht ganz unähnlich waren. Doch es brauchte letztlich eine Standardsituation, um das 3:0 zu realisieren. Der Freistoss von Manuel Jenni landete in der 38. Minute direkt im Tor – ein Traumtreffer.
In der 41. Minute wurden auch die Allschwiler belohnt. Mattia Ceccaroini traf aus der Distanz zum 1:3. Die Muttenzer Abwehr auf einmal verunsichert und fehleranfällig. Aber Allschwil kann die Situation nicht ausnutzen und so kommt es, wie es oft kommt in solchen Momenten: Der Treffer fällt auf der anderen Seite. In der 45. Minute umkurvte Manuel Alessio den Torwart und erzielte stattdessen das 4:1.
Nach der Pause blieb die Partie zwar nicht spannend, aber aufregend. In der 48. Minute holte der zu spät aus dem Kasten herauslaufende Marco Schmid Manuel Alessio von den Füssen, Marc Tanner verwandelte per Penalty zum 5:1. Nur eine Minute später das gleiche Bild mit umgekehrten Rollen: Srdan Sudar erzielt für Allschwil das 5:2 vom Penaltypunkt.
Doch während die Muttenzer auf engstem Raum mit Dreiecksbildung im Passspiel zu überzeugen wussten und Manuel Alessio und Manuel Jenni eine wunderschöne Symbiose bildeten und sich gegenseitig mit Bällen belieferten, war Allschwil am Boden.
Der aggressivste Zweikampf war bezeichnenderweise der zwischen dem zum erneuten Mal weit herauslaufenden Allschwil-Keeper Schmid und Muttenz-Angreifer Brunner. In der 69. Minute patzte Schmid, Brunner profitierte und erzielte das 6:2. Erst jetzt war bei den Allschwilern so etwas wie Trotz zu erkennen. Die Gäste spielten plötzlich energischer nach vorne. Doch das verzweifelte Aufbäumen verlief im Sand – oder eben im Hagel.
Eine knappe Minute war das Spiel wegen des Hagelsturms unterbrochen, ehe es beim Stand von 7:2 weiterging. Kaum rollte der Ball wieder, schoss Brunner zum 8:2 ein. Und auch Allschwil kam in diesem kuriosen Spiel noch einmal zu einem Treffer. In der 88. Minute setzte El Mehdi Chbouk mit einem 3:8 dem Ganzen ein Ende.
Der Schlusspfiff wirkte für die einen wie eine Triumphfanfare, für die anderen wie ein Peitschenschlag. Allschwil, das sich durchaus Siegeschancen ausgerechnet hatte, wurde von Aufsteiger Muttenz nach allen Regeln der Kunst vorgeführt.
Dass es im Spitzenkampf mehr zu verlieren hatte, wurde ihm zum Verhängnis oder wie Muttenz-Trainer Peter Schädler sagt: «Es war von Anfang an klar, dass sie mehr wagen müssen als wir. Dadurch entstanden in der Abwehr Lücken, die wir durch schnelles Umschalten ausgenutzt haben. Unser Plan ging auf.»
Doch den Muttenzern war auch bewusst, wie sehr das Spiel sich anfangs noch auf Messers Schneide befand. So war am Schluss Stürmer Manuel Alessio zwar überwältigt vom Derbysieg, räumte aber dennoch ein, dass es durchaus auch knapper hätte ausfallen können. Letztlich ist es aber doch Muttenz, das im Aufstiegsrennen weiterhin die Nase vorne hat und jetzt sieben Punkte vor dem ersten Verfolger liegt.
Muttenz-Trainer Schädler aber will sieben Runden vor Schluss noch keine Champagnerflaschen kalt stellen. Er plane nur von Spiel zu Spiel. Der Vorsprung ist zwar ein gutes Polster, in Stein gemeisselt ist jedoch noch nichts.
Bei Allschwil hat man die Aufstiegsträume dennoch schon mehr oder weniger begraben. Auch stellt sich die Frage, wie man einen Torhüter nach acht so bitteren Gegentreffern wieder aufbaut.
Für Trainer Bamassy keine leichte Aufgabe: «Für Marco ist es nicht optimal gelaufen. Er hat uns oft schon Punkte gerettet, heute geht es allerdings einmal darum, seine Wunden zu lecken.» Es war in der Tat für die gesamte Allschwiler Mannschaft kein Spiel, an das man sich gerne erinnert. Doch zum Glück sieht man im strömenden Regen allfällige Tränen nicht.