FC Basel
Sforza stellt die Uhr auf Null: So will der neue FCB-Trainer mit dem angeschlagenen Verein Erfolg haben

Der neue Trainer Ciriaco Sforza hat am Dienstag zum ersten Mal das Training des FC Basel geleitet. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse des rund 60-minütigen öffentlichen Trainings.

Jakob Weber
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Ciriaco Sforza dirigiert seine Spieler bei seinem ersten Training beim FC Basel lautstark. Mit ihm soll der angeschlagene Verein wieder eine Einheit werden.

Ciriaco Sforza dirigiert seine Spieler bei seinem ersten Training beim FC Basel lautstark. Mit ihm soll der angeschlagene Verein wieder eine Einheit werden.

Claudio Thoma / freshfocus

Um kurz vor 15 Uhr kommt die erste Mannschaft des FC Basel geschlossen mit den Velos vom Stadion zum Trainingsplatz. Mittendrin im Pulk der neue Trainer Ciriaco Sforza. Sein schwarzer Trainingsanzug hebt sich von den blauen Trainingsoberteilen der Spieler ab.

Gut 60 Minuten später wartet der blaue Spielerpulk mit seinen Velos nach dem Training auf Flügelstürmer Afimico Pululu, der nach einem kurzen Gespräch mit Sforza als letzter den Rasen verlässt. «Pululu, hast du noch einen Fototermin?», ruft Taulant Xhaka. «Wenn er da ist, könnt ihr gehen», entgegnet Sforza. Den Journalisten erklärt er kurz darauf: «Wir sind ein Team. Wir kommen zusammen und gehen zusammen. Wir gewinnen miteinander und verlieren miteinander. Das wollen wir zeigen und hoffen, dass der ganze Verein mitzieht.» Der demonstrative Zusammenhalt ist im ersten Training nach Marcel Koller nicht zu übersehen. Doch auch andere Dinge fallen auf.

Die Rückkehrer:

Der französische Flügelstürmer Aldo Kalulu ist nach seiner Leihe zu Swansea zurück in Basel. Auch Yves Kaiser (Schaffhausen) und Konstantinos Dimitriou (Wil) trainieren seit gestern wieder beim FCB. Sie können sich unter Sforza für höhere Aufgaben beweisen. Überraschend ist aktuell auch noch Eric Ramires mit von der Partie, obwohl die Leihe des Brasilianers eigentlich am 31. August abgelaufen ist, weilt er nach wie vor in Basel. Sforza will sich ein Bild von ihm machen. Dann wird abgeklärt, ob ein langfristiger Verbleib von Ramires in Basel möglich ist. Allerdings ist der 20-Jährige wohl nicht ganz billig. Sein Marktwert beträgt knapp vier Millionen Franken.

Die Störfeuer:

«Positiv» heisst auch beim ersten Training das Zauberwort. «Was gewesen ist, ist gewesen. Wir fangen bei Null an und schauen voraus», sagt Sforza. Den Zusammenhalt, den er mit seiner Mannschaft vorlebt, soll sich auch auf den Rest des Vereins und die Stadt ausbreiten, so der Wunsch des neuen Trainers. Von Spielern, die Abwanderungsgedanken hegen, will Sforza nichts wissen. «Ich erlebe eine absolut intakte Mannschaft, die Qualität hat und gemeinsam unsere Ziele erreichen will», so der Trainer. Durch zahlreiche ehrliche Gespräche will er seine Spieler in den nächsten Tagen noch besser kennen lernen. Gemeinsames Frühstück und Mittagessen sollen dabei helfen.

Die Ansprache:

Ciriaco Sforza ist deutlich lauter als sein Vorgänger. Er unterbricht gelegentlich die Übungen, um Tipps zu geben. Samuele Campo erwischt er damit einmal auf dem kalten Fuss. «Was ist das Problem, wenn ich den Ball so annehme? Samuele?», fragt Sforza. «Wenig Platz», sagt Campo. Falsch. «Was bist du dann?», hilft Sforza. «Nicht parat». Richtig. Grundsätzlich ist Sforza aber um Lob bemüht. Kritik kommt nur in Kombination mit einem Tipp oder als Ansporn. «Sei giftiger Samuele», «weiter links Dimitri» oder «nicht zu leger Afi», heisst es dann. Zum Abschluss der Einheit holt er sein Team im Mittelkreis zusammen. «Kompliment für das Training. Kompliment für das Auftreten. Kompliment für die Qualität. Wenn jeder mitmacht und jeder will, gibt es viel Qualität.»

Die Spielphilosophie:

Sforza nimmt sich zehn Minuten Zeit, um seine Spieler wie Magnete an der Taktiktafel übers Feld zu schieben. «Entweder wir verschieben alle und machen Druck auf den Ball. Oder wir ziehen uns zurück», so die Message. Sforza will mit dem FCB einen druckvollen Spielstil zeigen. «Wir wollen dominanten Fussball zeigen», sagt er. Das grundsätzliche Spielsystem dürfte ein 4-2-3-1 bleiben. Das hatte Sforza auch mit dem FC Wil zuletzt gespielt.

Warten, bis alle parat sind. Keiner fährt mehr alleine in die Kabine.

Warten, bis alle parat sind. Keiner fährt mehr alleine in die Kabine.

Georgios Kefalas / KEYSTONE

Die kurze Vorbereitung:

Am Donnerstag in zwei Wochen beginnt für den FCB die neue Saison. In der zweiten Runde der Europa League Qualifikation trifft Sforza mit seinem Team auswärts auf die Kroaten von NK Osijek. Drei Tage später startet auch die Liga mit einem Heimspiel in Vaduz, ehe es am 24. September in der 3. Runde der Europa League Qualifikation zum Aufeinandertreffen mit Famagusta aus Zypern kommen könnte. Für den Trainer bleibt da nicht viel Zeit, um seine Ideen zu vermitteln. Nach eigener Aussage kein Problem für Sforza.

Die Captainfrage:

Valentin Stocker wird auch in der kommenden Saison den FCB als Captain aufs Feld führen. Das hat Sforza bereits entschieden. Ihm gefallen die Emotionen, die Stocker mitbringt.

Die Abwesenden:

Silvan Widmer gehört zum Kader der Schweizer Nati für die Nations-League-Spiele gegen die Ukraine und Deutschland und fehlt deshalb beim FCB. Für die Junioren-Nationalteams sind Jasper van der Werff, Yannick Marchand, Tician Tushi, Orges Bunjaku und Lirik Vishi aufgeboten. Raoul Petretta trainierte gar nicht, Taulant Xhaka (Innenband) und Luca Zuffi (Kreuzband) waren zwar auf dem Rasen, absolvierten aber grösstenteils ein separates Training.