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Wollte Breel Embolo, 23, nur mit einem Freund Basketball schauen? Oder nahm er an einer illegalen Coronaparty teil und flüchtete vor Polizisten? Das Protokoll einer Affäre, die Embolos Karriere erneut knicken könnte.
Es gab eine Zeit, da war die Welt des Breel Embolo rosarot. Er eroberte die Fussball-Welt im Sturm. Alles schien leicht. Alles schien wunderbar. Die Herzen flogen ihm von überall her zu. In Basel. In der Schweiz. Die Fans sangen: «Oh Embolo!»
Und jetzt? Schaut die Fussball-Welt irritiert nach Deutschland und fragt: Oh Embolo, warum nur? Sein Name ist in den letzten 48 Stunden omnipräsent. Der Grund ist kein guter. Im Gegenteil. Die Schlagzeilen sind so gestaltet, dass mit grosser Wahrscheinlichkeit etwas haften bleibt – egal, wie diese Geschichte ausgeht.
Sie beginnt am Samstagabend. Embolo hat mit Borussia Mönchengladbach gegen Stuttgart 2:2 gespielt. Ein Tor ist ihm nicht gelungen. Aber das ist nicht weiter schlimm. Weil Embolo für seinen Verein so wertvoll ist wie noch nie. Weil ihm diese Saison endlich einige gute Leistungen am Stück gelingen. Weil er seinen Teil dazu beigetragen hat, dass die Borussia in der Champions League in den Achtelfinal stürmte. Kurz: Es sind sportlich die schönsten Tage für Embolo, seit er im Sommer 2016 Basel in Richtung Deutschland verlassen hat.
An diesem Samstag also fährt Embolo zu einem Freund nach Essen, 50 Kilometer östlich von Mönchengladbach. Er will den Abend vor dem Fernseher ausklingen lassen, ein bisschen Basketball schauen, schliesslich hat die NBA kurz vor Weihnachten den Betrieb wieder aufgenommen. Ein bisschen Ablenkung vielleicht vom stressigen Fussball-Alltag. Doch plötzlich: Polizei-Besuch. Und ein böser Verdacht: War Embolo Teil einer illegalen Corona-Party? 15 leicht bekleidete Frauen und acht Männer, ohne Masken, ohne Abstand, im Lokal «Café extrablatt»?
Am frühen Montagabend bringt die deutsche «Bild»-Zeitung den Skandal ins Rollen. Danach streicht Mönchengladbach den Stürmer aus dem Kader, Embolo darf erst ins Training zurückkehren, wenn negative Corona-Tests vorliegen. Kurz vor Mitternacht wehrt sich der Schweizer, schreibt via soziale Medien: «Es trifft nicht zu, dass ich an einer Party teilgenommen habe. Das ist eine falsche Darstellung.» Er entschuldigt sich gleichzeitig für seinen Basketball-TV-Ausflug, «das war dumm von mir und in der heutigen Zeit ein Fehler.» Egal, was das Ziel seines Ausflugs war, er hat gegen die Corona-Richtlinien der Bundesliga verstossen.
Am Dienstagmorgen folgen die nächsten verwirrenden Meldungen. Zuerst verbreitet «RTL» die Nachricht, dass die Polizei Embolos Version bestätigt habe. Einige Stunden später schreibt die Polizei Essen: «Wir haben nie bestätigt, dass Embolo nicht auf der Party war.» Jedoch sei es zu keinem Einsatz in der Nachbarschaft gekommen – was wiederum Embolo mit seinen Aussagen suggeriert habe.
Die Geschichte bleibt rätselhaft. «Party-Gast oder nicht?», fragt die «Süddeutsche Zeitung». Längst debattiert ganz Deutschland über den Fehltritt von Embolo. Schliesslich wird die Bundesliga kritisch beäugt, weil die Ausnahmegenehmigungen, welche die Stars geniessen, in der Gesellschaft während der Pandemie kontrovers diskutiert werden.
Am Dienstagabend spielt Gladbach gegen Werder Bremen, ohne Embolo. Sein Trainer Marco Rose sagt: «Es ist völlig sinnfrei, um 2.30 Uhr nachts in der Pandemiezeit als Person der Öffentlichkeit mit dem Kumpel zu einem anderen Freund zu fahren.» Und weiter: «Wir wissen, wie genau alle auf uns schauen. Allen jungen Menschen geht es so. Dass es nicht einfach ist, alleine zu Hause zu hocken. Trotzdem müssen wir uns an die Regeln halten. Wenn wir das nicht hinbekommen, ist der Aufschrei zurecht gross.»
Fast zeitgleich mit Spielbeginn legt die «Bild» mit pikanten Details nach. Gemäss diesen Informationen war Embolo sehr wohl Teil der Party. Und versuchte, als er merkte, dass die Polizei anrückt, via Fenster und Dach des Lokals in die nahegelegene Wohnung zu flüchten. Als die Beamten an der Wohnung klingelten und niemand aufmachte, brachen sie die Tür ein. Es tönt wie in einem Krimi.
Auf Anfrage von CH Media möchte sich Embolo nicht äussern. Doch ob sein Plan, sich nach dem ersten Erklärungsversuch via soziale Medien zurückzuziehen, aufgeht, wird mit jeder Stunde fraglicher. Der 23-jährige Embolo ist Vater zweier Kinder. Anzunehmen ist, dass der jungen Familie gerade ziemlich viel (virtueller) Hass entgegen schleudert. Embolos Frau hat ihre sozialen Netzwerke mittlerweile gelöscht.
Klar ist: Nach den vielen Verletzungen, die er in den letzten Jahren auf dem Platz erlitt, muss Embolo nun umfassend die Stolpersteine des Lebens abseits des Rasens aufarbeiten. Sie könnten seine Karriere erneut prägen. Es wird ein langer Kampf.