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Die Topvereine der Region bemühen sich in ihrer Kaderplanung regelmässig um internationale Spielerinnen und Spieler. Warum braucht es Ausländer und wie werden sie ausgewählt und finanziert? Das ist keine leichte Aufgabe, aber sie entscheidet über den sportlichen Erfolg.
Was im Profifussball gang und gäbe ist, ist auch im regionalen Profisport normal. Die Suche nach den Topsportlerinnen und -sportlern endet nicht an der Schweizer Grenze. Auch wenn die Strahlkraft dieser Spieler längst nicht so gross ist wie bei den Fussballstars. Die Athletinnen und Athleten aus dem Ausland werden auch in Randsportarten gebraucht. Sei es, um Titel zu holen. Oder aber auch, um den Anschluss nach oben nicht zu verlieren. Wir haben uns bei den Topvereinen aus der Region umgehört und nachgefragt, wie das bei ihnen abläuft. Wie werden Spielerinnen oder Spieler gefunden und gelockt? Wie entstehen die Kontakte? Welche Rolle spielen die Finanzen?
Nicht nur auf dem Platz geht bei Sm’Aech mit den Playoffs die Saison in die heisse Phase. Denn im Hintergrund wird schon fleissig für die nächste Saison geplant und damit auch daran, welche Spielerinnen aus dem Ausland gebraucht werden. Wie Geschäftsführer Fabio Back aber erklärt, schaue man erst mal, wie die Situation bei der bestehenden Mannschaft ist. Erst dann wandert der Blick ins Ausland. Meist nach Amerika. «Die Ausbildung am College in den USA ist gut», so Back.
Kann dann eine Spielerin über ihren Agenten überzeugt werden, wartet in Aesch eine WG auf sie. Seit neustem gibt es dort sogar eine Host-Mum, die sich um die Belange der Volleyballerinnen kümmert. «Die Spielerinnen sind jung, kommen vom College, da ist es wichtig, dass sie sich wohlfühlen», erklärt Back. Nicht zuletzt spiegelt sich das dann auch in der Leistung wieder. Aber nicht nur für die Spielerinnen ist es eine tolle Sache, dass sie diese Erfahrungen in einem fremden Land sammeln können.
«Unser Anspruch ist der Meistertitel und dafür braucht es ausländische Spielerinnen», sagt Back. Eine Mannschaft nur aus Schweizerinnen wäre nicht in der Lage, um den Titel mitzuspielen. Für Schweizerinnen habe der Volleyball einen anderen Stellenwert. Auch weil am Ende eben nicht das grosse Geld winkt, wie es in anderen Sportarten der Fall ist. Schule und berufliche Ausbildung haben da oft Priorität. Das macht die Überzeugungsarbeit für Fabio Back und Co, schwerer.
Die Basketballer von den Starwings gehen bei ihrer Spielersuche ähnlich vor wie die Volleyballerinnen von Sm’Aesch Pfeffingen. Die Hauptquelle für neues Personal aus dem Ausland ist das Mutterland des Basketballs, die USA. Wie bei den anderen Vereinen ist die Akquirierung von ausländischen Spielern abhängig davon, welche Positionen der Verein mit Schweizer Spielern decken kann. Erst dann wird der Kontakt mit dem Agenten bemüht. «Der ist offiziell bei der Fiba registriert, sonst bekommt der Spieler Probleme», erklärt Starwings-Präsident Pascal Donati.
Die Auswahl eines Spielers hängt nicht nur von seinen spielerischen Qualitäten ab, die der Klub anhand eines Videos analysiert. Das erste persönliche Treffen findet dann erst bei der Ankunft am Flughafen statt. «Der Spieler, den wir suchen, muss auch zu unserer Infrastruktur passen», sagt Donati. Dass die Spieler jung sind und direkt von der Uni kommen, hat den Vorteil, dass der Verein sie in einer WG unterbringen kann. Eine Wohnung für eine Familie anzumieten, könnten sich die Starwings nicht leisten. Die WG hat aber auch andere Vorteile: «Sie sind nie allein im fremden Land und können zusammen etwas unternehmen.» Gleichzeitig schränkt das aber auch ein. Andere Klubs in der NLA haben weit mehr finanzielle Möglichkeiten und haben dementsprechend eine grössere Auswahl bei den Spielern.
Erst im vergangenen Jahr stellte der RTV Basel seine Ziele für die Zukunft vor. Die beinhalten unter anderem, dass der Klub langfristig zur nationalen Spitze gehören will. Um dies zu erreichen, sind internationale Spieler unumgänglich. Auch jetzt schon greift der Verein auf ausländisches Personal zurück. Das prominenteste Beispiel ist Topskorer Aleksander Spende, der langfristig verlängert hat. Neben ihm hat der Klub mit Bela Ismael, Aliaksei Kadkevich und Artur Karvatski drei weitere Ausländer im Kader.
Wie die Kontakte zu diesen Spielern zu Stande kommen, sei von Fall zu Fall unterschiedlich, erklärt Vizepräsident Tom Ryhiner. Meistens ist auch hier ein Spielervermittler der Mittelsmann. Der RTV stellt dann eine Anfrage an die Vertreter, welche Art Spieler gebraucht wird. Manchmal gehen die Vertreter sogar proaktiv auf den Verein zu. «In den seltensten Fällen melden sich die Spieler selbst, die einen Verein suchen», so Ryhiner. Bevor man sich aber im Ausland auf die Suche macht, haben andere Spieler Vorrang: «Die erste Priorität, die wir im Verein haben, sind ganz klar Spieler aus Basel und der Region», macht der Vizepräsident deutlich.
Erst wenn man keinen Spieler aus der Schweiz findet, werden die Fühler ins Ausland ausgestreckt. Und dann am liebsten nach Spielern, die bereits deutsch sprechen oder bereits in der Schweiz gespielt haben. «Bei der Auswahl ist auch wichtig, was die Spieler für Typen sind», erklärt Ryhiner. Es braucht den Willen, die Sprache zu lernen und sich in den Klub zu integrieren. Sie sollen Vorbilder für die Spieler aus der Region sein. «Aleksander Spende war in dieser Hinsicht beispielsweise ein Glücksfall», sagt Ryhiner. Für ihn war die Sprache kein Problem und auch die Leistung stimmt. Denn wie viele Ausländer in der NLA ist auch Spende mit 112 Toren in dieser Saison der zweitbeste Skorer in der NLA, ein absoluter Leistungsträger seines Teams.
Viel Erfahrung mit ausländischen Spielern hat Traktor Basel noch nicht. Erst seit der Saison 2019/20 spielt der Klub in der NLA. In die Premiere-Saison startete die Mannschaft nur mit einem ausländischen Spieler, Amar Brodlic aus Bosnien-Herzegowina. Mit ihm hat man erstmals das Prozedere mit den Spieleragenten durchgemacht. Für diese Saison hat man zumindest einen auf dem Papier internationalen Spieler. Kuba Radomski. Da er aber vor dem Transfer zu Traktor bereits eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz und einen Job neben dem Volleyball hatte, ist er ein «einfacher internationaler Spieler», so Roland John, Präsident bei Traktor Basel.
Seit 2016 spielt Radomski in der Schweiz. Erst für Volley Näfels, später für VBC Uni Bern. Der Transfer fand also nur auf der volleyballerischen Ebene statt. Um die Arbeit habe man sich nicht kümmern müssen. Dass Traktor nicht mehr ausländische Spieler hat, hat laut John nur einen Grund: Geld. Das spiegelt sich leider auch in der Tabelle wider, wo der Klub auf dem letzten Rang steht. Denn für den Präsidenten ist auch klar: «Die ausländischen Spieler sind auf jeden Fall ein Erfolgsfaktor.»
Auch im Unihockey brauchen die Vereine in den Topligen ausländische Spieler oder Trainer, um oben mitspielen zu können. Der Prozess läuft hier etwas anders ab. «Es läuft sehr viel über die persönlichen Kontakte», erklärt Präsident Daniel Moser. Die Kontakte entstehen über die Spieler und Trainer nach dem Motto: Der kennt einen, der einen kennt.
Besonders wichtig sind dabei Spieler wie Patrick Mendelin, der in der Nationalmannschaft spielt und dadurch ein grosses Netzwerk aufgebaut hat. Spieleragenten gäbe es zwar, üblicher ist aber der erstere Weg, auch weil das günstiger ist. Die richtige Arbeit beginnt erst, wenn ein Spieler sich dann entscheidet, in die Schweiz zu kommen. Wohnung, Job, Krankenkasse. «Da unterstützen wir die Spieler zu hundert Prozent», so Moser.
Finanziell sollen sich die Spieler, anders als bei den anderen Vereinen, selbst tragen. «Um das zu organisieren, haben wir mit Rainer Altermatt einen Geschäftsführer angestellt», erzählt Moser. Die Basler Unihockeyaner sind dabei der einzige Spitzenklub der Region, der mit einer Damen- und Herrenmannschaft zwei Teams international bestückt. Beide Teams wollen mit deren Hilfe den Aufstieg in die NLA schaffen.