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Dreissig Jahre wartete der FC Liverpool auf den 19. Meistertitel. Diesen hat er zu einem guten Teil Jürgen Klopp zu verdanken - der zu einer Klublegende avanciert ist.
Geschafft! Auf dem Sofa des Mannschaftshotels sind der deutsche Trainer Jürgen Klopp und der FC Liverpool am Donnerstag vor dem Fernseher englischer Meister geworden. Der Sieg von Chelsea gegen Manchester City macht es auch mathematisch klar: Bei 23 Punkten Vorsprung ist den Reds der Meistertitel sieben Runden vor Schluss nicht mehr zu nehmen.
Schon am Vorabend hatten sie mit dem 4:0 gegen Crystal Palace die Voraussetzung dafür geschaffen. Ihre Leistung beim 23. Heimsieg in Folge war atemberaubend und der Beweis, dass sie an Anfield auch ohne die Unterstützung ihres grossartigen Publikums Fussball vom Besten zelebrieren können.
Noch nie seit dem Beginn der Datenerfassung in der Premier League 2008 war es einem Team gelungen, dem Gegner im gesamten Spiel im eigenen Strafraum keine einzige Ballberührung zu erlauben.
Gewiss, in der 128-jährigen Klubgeschichte haben schon viele grosse Trainer in der Hafenstadt im Nordwesten Englands gearbeitet. Bob Paisley etwa hat für sechs der nun 19 Meistertitel gesorgt, die in Bronze gegossene Klublegende Bill Shankly für deren drei wie auch Kenny Dalglish, der zuvor als Spieler vier Mal Meister geworden war. Ihnen allen lag die fussballverrückte Stadt an der Merseyside zu Füssen; so, wie jetzt auch Jürgen Klopp.
Der Deutsche hat nach 30 Jahren des Wartens die längste Durststrecke in der Historie des FC Liverpool beendet. Ohne Pep Guardiola oder anderen Trainern weh zu tun: Klopp, der Welttrainer des Jahres 2019, ist momentan der Beste. Ein Motivator der Spitzenklasse, aber kein Feuerwehrmann. Er hat längst bewiesen, welch kompletter Trainer er ist.
Rein fachlich sind heutzutage viele top, doch mit welch geballter Empathie Klopp dafür sorgt, dass seine Spieler für ihn durchs Feuer gehen, ist einzigartig. Auch von Xherdan Shaqiri, entweder auf der Ersatzbank sitzend oder verletzt fehlend, hat man noch nie eine Klage vernommen.
Es gibt zwei Sprichwörter, die ziemlich gut zu Klopp passen: «Gut Ding will Weile haben» und «Was mich nicht umbringt, macht mich stark». Der gebürtige Stuttgarter, dieser Strahlemann mit der unerschöpflichen Energie, hat in seiner Trainerlaufbahn auch viel erleiden und erdulden müssen.
Er lernte, dass es mit dem spektakulären Offensivfussball des magischen Dreizacks Mané/Firmino/Salah nicht getan ist. Er holte für 62,5 Millionen Euro den brasilianischen Supergoalie Allison und für 85 Millionen den holländischen Weltklasseverteidiger Virgil van Dijk. Gleichwohl lässt sich nicht sagen, Klopp habe sich den Gewinn der Champions League 2019 und den aktuellen Titel in der Premier League mit dem Geld der amerikanischen Fenway Sports Group den Erfolg erkauft. In der Transferbilanz 19/20 steht ein Plus von 31,2 Millionen Euro.
Es wäre eine Tragödie gewesen, hätte das Coronavirus für einen Saisonabbruch gesorgt und dem FC Liverpool und seinem Trainer den verdienten Lohn vorenthalten. Auch wenn es für alle Liverpudlians hart sein muss, den ersehnten Titel unter diesen Umständen zu feiern.
Vor dem Stadion in Liverpool steht auf Shanklys Denkmal geschrieben: «He made the people happy». Das lässt sich ohne Zweifel auch von Jürgen Klopp sagen.
So feierten die "Red" den Gewinn der Meisterschaft - ohne Corona-Regeln: