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Am Wochenende startet der Davis Cup erstmals nach neuem Format. Die Schweiz empfängt in Biel Russland. Gespielt wird auf zwei Gewinnsätze, der Final im November an neutralem Ort ausgetragen. Traditionalisten ist das noch immer ein Dorn im Auge.
Die Umwälzungen sind fundamental, und sie Sorgen noch immer für hitzige Diskussionen. Nach 118 Jahren wird der Davis Cup in diesem Jahr erstmals nach neuem Format ausgetragen. Spiele über fünf Sätze gehören der Vergangenheit an, Heim- und Auswärtspartien gibt es nur noch in der Qualifikations-Runde, die an diesem Wochenende ausgetragen wird. Entschieden wird der Teamwettbewerb in einer Finalwoche im November auf neutralem Boden.
Hinter der Reform steht die Kosmos-Gruppe, präsidiert von Barcelona-Fussballer Gerard Piqué. Das Konsortium, in dem neben Rakuten-Gründer Hiroshi Mikitani auch Larry Ellison, mit 60 Milliarden Dollar Vermögen einer der zehn reichsten Menschen der Welt, und die China Media Capital als Investoren auftreten, schiesst in den nächsten 25 Jahren drei Milliarden Dollar in den Davis Cup ein. Für kleine Verbände war das Argument genug, der Reform zuzustimmen.
Entschieden haben Funktionäre, die Opposition aus Spielerkreisen ist ungebrochen. Alexander Zverev spielt zwar an diesem Wochenende, doch während des Finalturniers mache er lieber Ferien auf den Malediven. Seine Teilnahme liegt primär darin begründet, dass wer an den Olympischen Spielen in Tokio teilnehmen will, im Vorjahr einen Einsatz im Davis Cup vorweisen muss. Was das für die sechs für das Finalturnier Gesetzten bedeutet, ist indes ungeklärt.
Sollte sich die Schweiz erwartungsgemäss nicht qualifizieren, würden auch Roger Federer und Stan Wawrinka die Qualifikations-Kriterien für Tokio nicht erfüllen. Eine Woche nach seinem siebten Sieg bei den Australian Open verzichtet Novak Djokovic auf die Qualifikation und probt damit den Aufstand. Der Präsident des ATP-Spielerrats protestierte Anfang Jahr mit einem Schreiben an das Olympische Komitee gegen die Kriterien und drohte einen Boykott an.
Kein Blatt vor den Mund nimmt auch Australiens Davis-Cup-Captain Lleyton Hewitt. «Wir werden von einem Fussballer fremdbestimmt. Das ist, als würde ich die Champions League umkrempeln wollen», sagt der 37-Jährige. «Dieser Piqué weiss nichts über Tennis. Und dass der Final auf neutralem Boden stattfindet, ist schlicht lächerlich.» Er rechne nicht damit, dass die Tospieler am Final Ende November in der Caja Magica in Madrid teilnehmen werden.
Lleyton Hewitt: “We're getting run by a Spanish football player. That's like me coming out and making changes to the Champions League. It’s ridiculous. He knows nothing about tennis.” pic.twitter.com/wLtdocnfvp
— Alex Theodoridis (@AlexTheodorid1s) 29. Januar 2019
Roger Federer spielte seit 2015 nicht mehr im Davis Cup und hat für Familie und Karriere längst andere Prioritäten gesetzt. Erst, als es um die Verlegung des Finals in den September ging, wenn auch sein Laver Cup stattfindet, äusserte er Kritik, als er sagte: «Für uns Tennis-Spieler ist es komisch, einen Fussballer in unserer Welt zu haben. Darum muss er vorsichtig sein, was er wie sagt.» Unwahrscheinlich, dass Federer je wieder im Davis Cup spielen wird.
Für die Finalwoche (19. bis 24. November) in Madrid qualifizieren sich die zwölf Sieger der Playoff-Runde. Gesetzt sind die vier Halbfinalisten des Vorjahrs (Kroatien, Frankreich, Spanien, USA) sowie Grossbritannien und Argentinien, die eine Wildcard erhielten. Das Finalturnier wird in sechs Dreiergruppen gespielt, danach folgen in der gleichen Woche Viertelfinals, Halbfinals und Final. Alles auf zwei Gewinnsätze. Der Davis Cup ist tot. Geblieben ist nur der Name.