Es sind Kämpfe Mann gegen Mann, die beim Schwingen über Sieg und Niederlage entscheiden. Doch die Bösen treten auch für ihre Region an. Um den Titel der bösesten Gemeinde streiten sich vor dem Esaf Berner, Innerschweizer und Ostschweizer Gemeinden.
Es ist ein beschaulicher Ort im Kanton Schwyz mit rund 2500 Einwohnerinnen und Einwohnern. Und doch ist Rothenthurm die böseste Gemeinde der Schweiz: 245 Kränze haben Schwinger aus Rothenthurm in den letzten knapp 15 Jahren gewonnen. In keiner anderen Gemeinde waren es mehr. Auf Platz 2 folgt Nesslau (St.Gallen) mit 228, auf Platz 3 Diemtigen (Bern) mit 193.
Die Spitze übernahm Rothenthurm erst 2019. Davor war Nesslau jahrelang zuoberst auf dem Podest, teilweise mit deutlichem Abstand. Mit dem Rücktritt von Jörg Abderhalden und dem gewissermassen schleichenden Karriereende von Arnold Forrer, das vor einigen Tagen definitiv wurde, verlor die Toggenburger Gemeinde aber zwei ihrer grössten Kranzgaranten. Rothenthurm holte dank Schwingern wie Martin Grab oder Christian Schuler auf und liess Nesslau hinter sich.
Doch auch für Rothenthurm könnte es schon bald eng werden: In den letzten Jahren holten Schwinger aus der Gemeinde weniger Kränze, die Entwicklung gleicht derjenigen von Nesslau.
Diemtigen hingegen, das aktuell noch auf Platz 3 liegt, hat erst in den letzten Jahren aufgeholt. Die Berner Gemeinde hat zwar mit Kilian Wenger gewissermassen ein Klumpenrisiko – 98 der 193 Kränze gehen auf sein Konto –, mit Patrick Gobeli und Ruedi Roschi haben aber auch zwei andere Schwinger schon 24 beziehungsweise 50 Kränze geholt. Gobeli alleine dieses Jahr schon deren sechs.
Für diese Datenanalyse hat «CH Media» Daten des Eidgenössischen Schwingerverbands (ESV) ausgewertet. Die Angaben zu den Schwingern und den gewonnenen Kränzen liegen erst ab 2008 lückenlos vor, weshalb in dieser Analyse nur dieser Zeitraum analysiert wird.
Die Gemeinden der einzelnen Schwingern haben wir aus den Wohnorten eruiert, die von den Schwingern angegeben werden. Allfällige Umzüge im Verlauf der Karriere sind nicht berücksichtigt.
Setzt man die Kränze ins Verhältnis zur Einwohnerzahl, läge Rothenthurm noch immer auf dem Podest. Allerdings nur noch auf Platz 3. Überholt würde die Schwyzer Gemeinde von Rumisberg und Wachseldorn. In den zwei Berner Gemeinden leben allerdings weniger als 500 Personen, was die Kranzzahl pro Einwohnerin und Einwohner in die Höhe treibt.
Wie hat Ihre Gemeinde abgeschnitten? In der nachfolgenden Tabelle kann nach jeder Gemeinde gesucht werden, sofern mindestens ein Schwinger aus dieser Gemeinde einen Kranz gewonnen hat.
Das sagt der Gemeindepräsident der Schwinghochburg
Die Verteilung des Podests vom bernischen Diemtigen übers Schwyzer Rothenthurm bis zum Toggenburger Nesslau zeigt auch: Erfolgreich geschwungen wird in der Schweiz entlang der Voralpen. Besonders deutlich wird das, wenn man nur die Gemeinden betrachtet, die sich bereits über mindestens 20 Kränze seit 2008 freuen durften.
Finden Sie heraus, wie viele Kränze die Schwinger aus Ihrer Gemeinde seit 2008 gewonnen haben:
Das zeigt sich natürlich auch in den Erfolgen der Teilverbände. Der Innerschweizer Schwingerverband (ISV), der Berner Kantonal-Schwingerverband (BKSV) und der Nordostschweizer Schwingerverband (NOSV) dominieren das Geschehen. Im laufenden Jahr konnten diese drei Teilverbände schon jeweils über 200 Kränze verbuchen. Beim Südwestschweizer (SWVS) und Nordwestschweizer Schwingerverband (NWSV) sind es jeweils nicht einmal halb so viele.
Am meisten Kränze pro Jahr holt so gut wie immer der ISV. Nur 2014 schafften es die Berner, die sich sonst eher mit den Nordostschweizern um Platz 2 duellieren, zuoberst auf das Siegertreppchen. Daran würde sich auch dann nichts ändern, wenn man die Erfolge gewichtet und Kränze an Teilverbandsfesten doppelt, an Bergfesten dreifach und am Eidgenössischen vierfach zählt.
Im ISV sind allerdings Schwinger aus mehreren Kantonen vertreten. Schaut man die gewonnenen Kränze auf der Kantonsebene an, liegt nicht die Innerschweiz zuvorderst. Am erfolgreichsten ist in absoluten Zahlen der Kanton Bern. Seit 2008 gingen fast 3000 Kränze hierhin. Über zweieinhalb Mal so viele wie in den Kanton Luzern, der auf Platz 2 liegt.
Diesen zweiten Platz hat sich der Kanton Luzern erst vor wenigen Jahren geholt. Davor waren jeweils Schwyz oder St.Gallen auf diesem Rang.
Betrachtet man die Anzahl Kränze relativ zur Einwohnerzahl, schwingen kleinere Kantone oben aus. Am besten schneidet Obwalden mit knapp elf Kränzen auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner ab. Dicht gefolgt von Appenzell Innerrhoden mit rund zehn. Gar kein Kranz ging im Beobachtungszeitraum in die Kantone Jura und Tessin.