Beim stimmungsvollen Weltklasse-Meeting auf dem Sechseläutenplatz wird der Südsudanese Dominic Lobalu vom LC Brühl Zweiter hinter Nicholas Kipkorir. Den Sieg verpasst Lobalu wohl nur wegen eines Missgeschicks.
Weltklasse Zürich, Teil eins, das heisst: Grossevent mitten im Abendverkehr. Ein picobello-Rasen für die Kugelstösser auf dem Sechseläutenplatz, zudem Sprunganlagen und eine grosse Tribüne. Rund um die Oper ein Leichtathletikrund, mit Steilwandkurven, in denen Alltagsjogger ihre Knöchel verstauchen würden, die aber Weltklasseathleten, die mit 20 km/h und mehr unterwegs sind, bestens um die Kurve tragen. Zudem: Pumpender Bass aus allen Lautsprechern, Tausende Zuschauer.
Es ist ein schriller, lauter aber stimmiger Anlass, und, wie Meetingchef Andreas Hediger schon am Nachmittag klar macht: Ein ernsthafter Teil des Diamond-League-Finals, kein reiner Showact, nicht etwa nur ein Vorgeplänkel zum Meeting vom Donnerstag im Letzigrund.
Wie zum Beweis ist auch Sebastian Coe da, der Präsident des Internationalen Leichtathletikverbands. «Vielleicht kommen hier ein paar Leute zum ersten Mal mit Leichtathletik in Kontakt», sagt er. Laufkundschaft, quasi. Wie ernsthaft die Athleten die Leichtathletik in der Stadt nehmen, beweist als erstes der US-Kugelstösser Joe Kovacs, der mit 23,23 Metern persönlichen Rekord wirft, und noch mehr: Saisonbestwert! Kugelstossen in der Rush-Hour: funktioniert!
Nicht an ihre Bestleistung heran kommt hingegen die Schweizer Hoffnungsträgerin an diesem Abend. Die Zürcherin Angelica Moser bleibt dreimal an der Marke von 4,61 Metern hängen.
Vielleicht ist es am Ende tatsächlich die laute Stimmung auf dem Sechseläutenplatz, die Dominic Lobalu einen Strich durch die Rechnung macht. Der Südsudanese vom LC Brühl, der in St.Gallen wohnhafte Flüchtling mit der unfassbaren Formkurve und zuletzt so starken Leistungen an Diamond-League-Meetings, läuft im abschliessenden 5000-m-Lauf scheinbar locker mit, zieht den Schlussspurt aber zu spät an. Die Erklärung sei einfach, sagt sein Trainer Markus Hagmann hinterher, «ganz ohne Ausreden zu suchen»: Lobalu meinte, es sei eine weitere Runde zu laufen – die Glocke vor der letzen Runde hatte er überhört. Er kurz vor dem Ziel merkte er den Faux-Pas, und zog noch einmal an - vergeblich. Das Gefühl für die Distanz muss ihn auf dem unregelmässigen 600-m-Rund ebenfalls verlassen haben. So muss er sich mit Platz zwei hinter dem Kenianer Nicholas Kipkorir begnügen. An sich ein Erfolg – und so halt doch eine kleine Enttäuschung für ihn. Als Diamond-League-Finalsieger wäre er für die WM qualifiziert gewesen.