Schweizer Cup
Ein himmeltrauriger Auftritt: Der FC Basel erlebt beim 2:6 gegen Winterthur ein Fiasko sondergleichen

Der FC Basel verliert im heimischen Stadion gegen das unterklassige Winterthur im Cup mit 2:6 und steht vor einem Scherbenhaufen.

Jakob Weber
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Der verletzte Davide Callà vom FC Winterthur schaut seinem aktuellen und ehemaligen Klub zu. Er muss verletzt auf der Tribüne Platz nehmen.
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Raoul Petrette auf der linken Seite findet keinen Weg nach vorne und spielt den Ball zu seinen Nebenmännern.
Kapitän Valentin Stocker geht mit gutem Beispiel voran und zeigt Einsatz in der Luft.
Samir Ramizi mit dem Traumtor! Der Ball segelt unhaltbar in den Winkel. Die Führung für Winterthur.
Grosser Jubel im Joggeli. Der FC Winterthur feiert sein 1:0 als vermeintlicher Underdog.
Timm Klose weiss auch nicht weiter. Vor ihm geht nichts nach vorne. Hinter ihm reicht ein schöner Schuss für das Tor.
Afimico Pululu wird zwei Mal hart gefoult. Beim zweiten Mal muss er verletzt runter.
Roman Buess verlädt Djordje Nikolic eiskalt. Der FC Winterthur macht den nächsten Schritt in Richtung einer möglichen Sensation.
Da steht er mal wieder im Tor von Beginn an und dann sowas. Djordje Nikolic kassiert zur Halbzeit zwei Tore.
Neuzugang Matías Palacios schaut sich das ganze von der Tribüne aus an. Er ist noch nicht im Aufgebot der Basler.
Djordje Nikolic kann nur noch hinterher schauen. Der FCB-Goalie trägt bei keinem der Tore eine wirkliche Schuld. 3:0 für Winterthur.
Völliges Entsetzen in Edon Zhegrovas Gesicht. Im Hintergrund jubelt der Underdog.
Ein historischen Bild: Der FC Winterthur schlägt den FC Basel als Heimteam im Joggeli. Das kann man sich schon mal einrahmen als Winterthur-Fan. Das war aber noch nicht das Endergebnis.
Am Ende versucht der FC Basel noch einmal offensiv aktiv zu werden. Auch wenn zwei Tore herausspringen, ist der kleine Aufwand vergeblich.
Winterthurs Ersatzkeeper Dario Marzino kann sich freuen, trotz der zwei Gegentore. Immerhin haben seine Vorderleute vier Tore mehr geschossen.
Eine historischer Abend, den alle FCB-Fans gern schnell vergessen würden.

Der verletzte Davide Callà vom FC Winterthur schaut seinem aktuellen und ehemaligen Klub zu. Er muss verletzt auf der Tribüne Platz nehmen.

Georgios Kefalas / KEYSTONE


Ciriaco Sforza resigniert. Die ersten beiden Gegentore hatte der FCB-Coach noch gestenreich kommentiert. Doch nach dem 3:0 in der 50. Minute, dem zweiten sehenswerten Sonntagsschuss der Winterthurer, steht er wie versteinert da und starrt Löcher in die Luft.

Nachdem dem FCB in der ersten Hälfe das Spielglück fehlte und er durch einen Weitschuss von Ramizi und einen harten Elfmeterentscheid und die anschliessende Vollendung durch Buess 0:2 in Rückstand geraten war, ergibt sich der Klub jetzt seinem Schicksal. Im heimischen Stadion. Gegen das unterklassige Winterthur, das mit drei Niederlagen in Folge im Gepäck und ebenfalls mit vielen Verletzten angereist war. Unfassbar.

Die Rückwärtsbewegung? Inexistent. Das Offensivspiel? Eingestellt. Der von Sforza geforderte Wille? Unsichtbar. Der FCB gibt 30 Minuten vor Abpfiff einfach auf und schaut zu, wie Winterthur zwei weitere Tore schiesst. Die unverteidigten Kombinationen durch die FCB-Defensive lassen den Eindruck erwecken, als wäre der Challenge-Ligist hier das höher klassierte Team. Pepsi und nochmal Ramizi sorgen mit ihren Toren dafür, dass es nach 60 Minuten 5:0 für Winterthur steht.

Kostet dieser Auftritt Sforza den Trainerjob?

Sforza reagiert auch bei diesen beiden Toren nicht. «Ich machte mir Gedanken», so später seine kurz angebundene Antwort auf die Frage, was ihm in dieser Situation durch den Kopf ging. Auf Auswechslungen verzichtet der FCB-Coach nach der Pause, als wolle er seine auf dem Platz stehenden Spieler für das, was sie angestellt haben, bestrafen. So bleiben Toptorschütze Arthur Cabral und der Ex-Winterthurer Luca Zuffi 90 Minuten auf der Bank. Die Stammspieler Fabian Frei und Eray Cömert hatte Sforza gar nicht erst aufgeboten. Er wollte sie schonen, doch der Schuss ging gehörig nach hinten los.

«Katastrophe», nennt Sforza den Auftritt seiner Mannschaft nach Schlusspfiff. Weitere Analysen will der Trainer nicht ziehen. Dieses eine Wort müsse reichen, so Sforza, der nur kurz angebunden antwortet. Ob er die Mannschaft noch erreicht? «Absolut». Um was es für den FCB in dieser Saison jetzt noch geht? «Die Meisterschaft ist noch nicht fertig.» Was ihn zuversichtlich stimmt? «Dass wir es besser können und es gemeinsam anpacken werden.»

Etwas besser wird es tatsächlich auch gegen Ende des Spiels. Durch Tore von Kasami in der 78. Minute und Cardoso in der 82. Minute verkürzt der FCB. Erst jetzt ist ganz kurz so etwas wie Gegenwehr zu spüren. Doch in der 87. Minute macht Anas Mahamid den Deckel drauf. 6:2 für Winterthur. Die Cup-Sensation beziehungsweise das Debakel ist Tatsache.
Valentin Stocker spricht anschliessend von einem «Tiefpunkt». «Wir sind aktuell in einer Negativspirale und müssen viel Demut an den Tag legen und zurück zu den Basics finden», erklärt der FCB-Captain.

Er betont wie Sforza, dass es nur «zusammen» aus dieser Krise geht. Doch es ist bezeichnend, dass Captain und Trainer nach diesem Debakel von ihren Chefs im Regen stehen gelassen werden. Eigentümer Bernhard Burgener ist gar nicht im Stadion, CEO Roland Heri bezieht ebenfalls nicht Stellung.

So gibt der FCB an diesem denkwürdigen Abend ein himmeltrauriges Gesamtbild ab. «Es geht in dieser Saison darum, dass wir nach aussen wieder positiv wirken», sagt Stocker. Und wirklich nur darum geht es beim FCB noch. Alle anderen Ziele hat der Klub bereits Mitte Februar kläglich verspielt.

«Es muss etwas passieren»: So reagieren die FCB-Fans nach dem Debakel