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Der FC Basel kann eine Halbzeit gut mithalten, doch dann rollt die schwarzgelbe Lawine los. 2:0 gewinnt YB am Ende ein intensives Spiel, das deutlich macht, wo sich der FCB noch verbessern muss, wenn er den Bernern kommende Saison Paroli bieten will.
Matias Palacios ist untröstlich. Nach seiner Auswechslung in der 76. Minute kommen dem 18-Jährigen die Tränen. Ersatzgoalie Djordje Nikolic schickt den spanisch sprechenden Fitnesstrainer Luis Suarez zu Palacios, damit sich jemand um das Häufchen Elend kümmert.
Dass Palacios in seinem ersten Einsatz gegen YB und seinem überhaupt erst dritten Spiel von Beginn an für den FCB eigentlich ein gutes Spiel macht, ist zu diesem Zeitpunkt vergessen. Denn direkt nach dem Anstoss nach dem 0:1 in der 71. Minute verliert der Argentinier den Ball. Zwei Pässe später muss FCB-Goalie Heinz Lindner zum zweiten Mal binnen zwei Minuten den Ball aus dem Netz holen. 0:2. Das Spiel ist entschieden und Palacios der tragische Held.
«Die zwei Minuten waren Horror»,
sagt auch FCB-Trainer Patrick Rahmen. Zunächst lässt sich Silvan Widmer überlaufen, Quentin Maceiras kann so unbedrängt flanken und er findet mit Christian Fassnacht in der Mitte einen Abnehmer. Weil dieser den Ball aber gar nicht richtig trifft und der sich deshalb per Aufsetzer-Bogenlampe unhaltbar hinter Lindner ins Tor senkt, spricht Rahmen von «Zufall».
Doch Zufall und der blöde Ballverlust sind bei weitem nicht die beiden einzigen Gründe, warum der FCB im sechsten Spiel unter Rahmen zum ersten Mal verliert. YB dominiert die Partie, spielt sich ein Torschussverhältnis von 21:3 heraus und hätte auch durchaus schon vor der Pause in Führung gehen können. Doch Michel Aebischer scheitert am Pfosten und Jean-Pierre Nsame bekommt - für ihn völlig unverständlich – keinen Elfmeter.
Basel hält körperlich aber gut dagegen. Das Team kämpft und schafft es immer wieder, selber längere Ballbesitzphasen zu kreieren. Doch diese dienen mehr als Verschnaufpause, denn Gefahrenherd.
Nach der Pause ändert sich das Bild, die angesprochenen Verschnaufpausen werden kürzer. «Wir konnten uns nicht mehr aus der Umklammerung lösen», sagt Rahmen. «Wir haben die Räume zu gross werden lassen und sind nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen», sagt Lindner. Und YB-Trainer Gerardo Seoane bringt es auf den Punkt: «Der FCB ist physisch an den Anschlag gekommen, wir konnten zulegen.»
YB kommt jetzt quasi im Minutentakt zu Chancen. Bis zwanzig Minuten vor Schluss hält die rotblaue Festung, in dessen Zentrum der 17-jährige Albian Hajdari den angeschlagenen Timm Klose stark vertritt. Doch dann treffen Fassnacht und Christopher Martins und YB verlässt den Platz wenig später als verdienter Sieger.
Rahmen kann die Niederlage akzeptieren, weil die «zuletzt an den Tag gelegten Tugenden» auch in Bern «zu 100 Prozent» auf den Platz gebracht werden konnten. Doch dass das gegen ein eingespieltes und abgebrühtes YB nicht reicht, musste sich auch Interimstrainer Rahmen eingestehen. «Wir müssen physisch auf ein anderes Level kommen», sagt er direkt nach dem Spiel.
Durch die Niederlage hat Servette am Sonntag in Luzern die Chance, den FCB von Rang 2 zu stossen. Dafür reicht den punktgleichen Genfern bereits ein Punkt. Doch schon am Dienstag kann das ganze wieder in die andere Richtung kippen.
Im Heimspiel gegen Lugano muss und will der FCB eine Reaktion zeigen. Doch bevor um 20.30 Uhr im Joggeli angepfiffen wird, findet in der Messe die Gerichtsverhandlung um den Machtkampf beim FC Basel statt. Wenn sich die beiden Parteien nicht doch noch kurzfristig wie angestrebt aussergerichtlich einigen, entscheidet sich am Dienstagvormittag, ob die von David Degen beantragte und vom Zivilgericht Basel-Stadt erlassene superprovisorische Verfügung aufrecht erhalten bleibt oder ob Bernhard Burgener seine Aktien an die Briefkastenfirma Basel Dream & Vision und damit an den ausländischen Investor Centricus verkaufen darf.
Spieler und Trainer blenden dieses mit Spannung erwartete Event nach eigener Aussage völlig aus. «Interessiert mich nicht», sagt Eray Cömert. «Ich werde mich am Dienstag den ganzen Tag nur auf das Spiel am Abend konzentrieren und erst anschliessend schauen, was sonst noch so passiert ist», sagt Lindner. Ob das gelingt und ob nach dem Spiel gegen Lugano wieder gelacht statt geweint wird, werden wir am Dienstagabend wissen.
Wankdorf. – 100 Zuschauende. – SR Lionel Tschudi.
Tore: 71. Fassnacht 1:0 (Maceiras). 72. Martins 2:0 (Mambimbi).
YB: von Ballmoos; Hefti, Camara, Zesiger, Maceiras; Fassnacht (83. Lauper), Martins (76. Rieder), Aebsicher, Ngamaleu (39. Spielmann); Nsame (83. Gaudino), Mambimbi (76. Siebatcheu).
FCB: Lindner; Widmer, Cömert, Hajdari, Petretta; Kasami, Zuffi (76. Marchand); Males (76. Zhegrova), Palacios (76. van Wolfswinkel), Stocker (81. Pululu); Cabral.
Bemerkungen: YB ohne Garcia (gesperrt), Elia, Lustenberger, Maier, Petignat, Sierro und Sulejmani (alle verletzt). FCB ohne Frei (gesperrt), Jorge, Klose, Padula, Xhaka (alle verletzt) und Abrashi (krank). – Verwarnungen: 13. Camara (Foul). 87. van Wolfswinkel (Foul). – 46. Pfostenschuss Aebischer.