Renate Epper plante eigentlich eine Auszeit in Namibia. Doch anstatt abzuschalten, gründete sie mit einem einheimischen Tourguide eine Organisation für mittellose Kinder in Swakopmund. Auch Horwer Schüler sind in das Projekt involviert.
Wer bei einer Auszeit in Namibia an Strand und Safari denkt, liegt in diesem Fall falsch: Während dem zweimonatigen Aufenthalt hat die Horwer Lehrerin Renate Epper nicht nur an einer Schule unterrichtet, sondern auch Wassertanks mitgebaut und in einem Spital «geschnuppert». Zusätzlich hat sie eine Stiftung für Kinder im Township von Mondesa in Namibia gegründet.
Mit dem Projekt belegte man kürzlich bei der Vergabe für den Preis African Responsible Tourism Award sogar den zweiten Platz. Diese Auszeichnung würdigt Organisationen, die eine beispielhafte touristische Vorbildfunktion einnehmen und aufzeigen, wie Tourismus die Einheimischen unterstützen kann.
Aber von Anfang an: Renate Epper (54) besuchte während ihrer Reise durch Namibia einen Gottesdienst. In diesem Zusammenhang lernte sie Nande Junias, Manager eines Reiseunternehmens vor Ort, kennen. Er führte sie im Anschluss an den Gottesdienst durch die Townships von Mondesa. Dabei besuchten sie «Katharina’s Suppenküche». Katharina kümmert sich um Kinder aus armen Verhältnissen, indem sie täglich rund 50 warme Mahlzeiten zubereitet. Epper berührte diese Situation so sehr, dass sie am nächsten Tag diverse Lebensmittel vorbeibrachte.
«Ich bin weder naiv
noch ein Gutmensch.»
Renate Epper
Die Erlebnisse im Township haben die Primarlehrerin dazu bewogen, die «Mondesa School and Community Foundation» mit Nande Junias zu gründen – ein nicht ganz leichtes Unterfangen: «Um eine Foundation erfolgreich und ehrenamtlich führen zu können, muss diejenige Person, welche dies macht, finanziell unabhängig sein und ein gesichertes Einkommen haben», sagt sie. So hat Epper investiert. Über das Volumen gibt sie keine genauen Zahlen preis, betont jedoch: «Ich bin weder naiv noch ein Gutmensch, ich denke schnell, analysiere und dann werden Nägel mit Köpfen gemacht.» Als Primarlehrerin und stellvertretende Schulleiterin sei sie es gewohnt, Entscheidungen zu treffen. Das habe sie in diesem Fall getan. «Als ich nach Namibia gereist bin, hatte ich nicht die Absicht, eine Stiftung zu gründen. Ich habe diese Aufgabe nicht gesucht, vielmehr hat diese mich gefunden», sagt Epper, die zudem Verwaltungsrätin der gleichnamigen Autogarage mit Filialen in Kriens, Luzern oder Sursee ist.
Für die Zertifizierung musste Nande Junias viel Bürokratie überwinden. Der Aufwand mit den Ämtern und den vielen Dokumenten, Unterschriften und Stempeln sei enorm. «Es kam nicht selten vor, dass Nande einen ganzen Tag in einem Ministerium verbracht hat für einen Stempel», erläutert Epper. Seither befindet sich die Mondesa Foundation stetig im Aufbau.
Das Projekt ist mit der Rückkehr von Renate Epper nicht beendet. Aktuell wird eine App von Buddys IT entworfen, welche den Touristen, Hotel- und Lodgebesitzern, sowie Tourunternehmen eine Plattform bietet. Die Idee des Stiftungsrates der Mondesa Foundation ist einfach: Mit jedem Klick soll künftig ein Kind eine Mahlzeit an der dortigen Schule und im Township von Mondesa erhalten.
Doch nicht nur in Swakopmund läuft das Projekt weiter. Auch in Luzern wird für die Kinder in Namibia gesammelt. Im Mai 2018 wurde etwa ein Container nach Namibia verschifft. Die Primarlehrerin hatte dafür mit den Schülern Kleider, Brillen, Velos, Möbel, Geschirr und Papeterieartikel gesammelt. Sogar die Einnahmen aus der Schulaufführung haben Eppers Zweitklässler der Foundation gespendet.
Einen Kochherd für für die Zubereitung der Mahlzeiten steuerte das Restaurant Geissmättli in Luzern bei. Auch die Rothenburger Firma India-Zelt von Gregor Ming unterstützt die Foundation. Aber nicht nur durch Spenden ist das Projekt mit Luzern verwurzelt. Die Kinder in Swakopmund telefonierten bereits einmal über Skype mit den Primarschülern aus Horw.