Musikwettbewerb
Mitmachen ist wichtiger als gewinnen

Der Rotary Musikpreis wurde in Stans zum 16. Mal vergeben. In zwei Jahren findet die Veranstaltung in Sarnen statt.

Rafael Schneuwly
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OK-Präsident Patrik Gnos

OK-Präsident Patrik Gnos

Bild: Rafael Schneuwly (Stans, 29. Januar 2022)

«1990 amtete mein Vater Herbert Gnos als erster OK-Präsident des Rotary Musikpreises. 32 Jahre später darf ich sein Erbe übernehmen.» Mit dieser kurzen Aussage umschreibt der neue OK-Präsident Patrik Gnos vom Rotary Club Stans ein wichtiges Stück Unterwaldner Musikgeschichte. Die Rede ist vom eintägigen Musikwettbewerb, der alle zwei Jahre vom Rotary Club Obwalden oder vom Rotary Club Stans alternierend im Kantonshauptort organisiert wird. Die Rotarier werden dabei von den Musikschulen unterstützt. Bisher haben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Unterwalden 16-mal ihr musikalisches Können gezeigt. Sie wurden von einer hochkarätigen Fachjury beurteilt, die in jeder der zahlreichen Kategorien an die besten drei Teilnehmerinnen einen Preis verlieh.

Motivation für junge Musiker

Die Bedeutung für den musikalischen Nachwuchs ist hoch einzustufen. Michael Schönbächler, als Leiter der Musikschule Stans Hausherr und Gastgeber des diesjährigen Festivals, bringt es auf den Punkt: «Der Rotary Musikpreis ist zweifellos der bedeutendste Talentanlass für musikalische Bildung in Unterwalden. Er steht für alle Stilrichtungen und ist für alle an den Musikschulen angebotenen Fächer offen. Nebst zahlreichen Einzelvorträgen waren auf dem Line-up 2022 elf klassische Ensembles, sechs volkstümliche Formationen sowie zehn Bands in modernen Stilarten. Insgesamt rund 130 Vorträge, das ist Rekord! Man konnte am gleichen Tag innert Sekunden von zarten Harfenklängen zu Heavy Metal oder von vornehmer Klassik zur lüpfigen Örgeligruppe wechseln.»

Anouk Odermatt und Markus Bircher unterhalten das Publikum mit dem «Nidwaldner Tanzliedli».

Anouk Odermatt und Markus Bircher unterhalten das Publikum mit dem «Nidwaldner Tanzliedli».

Bild: Rafael Schneuwly (Stans, 29. Januar 2022)

Ramon Di Pasquale, der selbst dreimal am Rotary Musikpreis teilnahm, zurzeit im 4. Semester an der Hochschule Luzern im Master Performance studiert und dieses Jahr in Stans acht Jugendliche am Flügel begleitete, vertritt eine ähnliche Meinung: «Der Rotary Musikpreis hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich das Musikstudium in Angriff genommen habe. Man bekam die Möglichkeit, sein Können vor Publikum und Jury zu beweisen und ein Feedback zu erhalten.» Der diesjährige Wettbewerb wurde von rund 600 Personen besucht, und unter ihnen befand sich mit Michael Häfliger auch der Intendant von Lucerne Festival.

Hinter jeder Präsentation steht eine Lehrperson

Bei der Präsentation stehen natürlich die Interpretinnen im Vordergrund. Ramon Di Pasquale findet es nicht richtig, dass dabei die Musiklehrer häufig vergessen gehen: «Ich möchte die wichtige Rolle der Lehrpersonen hervorheben. Sie begleiten die Schüler bei ihrem Reifeprozess und versuchen, sie stets zu motivieren und vorwärtszubringen. Ohne sie wäre ein Rotary Musikpreis gar nicht möglich.» Eine von diesen unentbehrlichen Pädagoginnen ist Hildegard Zeyer, Lehrerin für Violine an den Musikschulen in Stans und Engelberg. Bis auf eine Ausnahme konnte sie jedes Mal Jugendliche zur Teilnahme bewegen: «Meine Schüler haben immer freiwillig mitgemacht. Ich hatte sogar oft das Gefühl, dass sie es als Ehre empfanden, dass ich sie gefragt habe. Sie stellten sich gern dieser Herausforderung.»

Der Stanser Nelio Stiz gewann den 1. Preis in der Kategorie «Zupfinstrumente 2».

Der Stanser Nelio Stiz gewann den 1. Preis in der Kategorie «Zupfinstrumente 2».

Bild: Rafael Schneuwly (Stans, 29. Januar 2022)

Auch dieses Jahr durfte Hildegard Zeyer mit Georgio Stevanovic und Rafaela Fernandes aus Engelberg zwei talentierte Geigenschüler auf den Wettbewerb vorbereiten. Sie half bei der Auswahl der Stücke, übte diese ein und leistete Aufbauarbeit, wenn es einmal harzte. Und natürlich wurde nach der Präsentation Bilanz gezogen. Rafaela war enttäuscht, denn sie hatte sich mehr erhofft, und trotzdem reichte es zum 3. Platz in der Kategorie «Streichinstrumente 2». Georgio erreichte gar den 2. Rang. Er war zufrieden und gab sich selbst eine gute Note. Weil er überzeugt ist, Steigerungspotenzial zu haben, möchte er auch in Zukunft Geige spielen und kann sich ein Mitwirken im Universitätsorchester Polyphonia Zürich vorstellen.

Partystimmung im Spritzenhaus

Die Hergiswiler Band Flames of Tomorrow unterhielt das Publikum mit dem Stück «Summer in the City».

Die Hergiswiler Band Flames of Tomorrow unterhielt das Publikum mit dem Stück «Summer in the City».

Bild: Rafael Schneuwly (Stans, 29. Januar 2022)

Während die Darbietungen im Schulhaus Tellenmatt und im Pestalozzi-Schulhaus im üblichen konzertanten Rahmen abliefen, herrschte im Spritzenhaus beim Auftritt der Bands in der Kategorie «Moderne Stilarten» eine ausgelassene Stimmung. Doch auch in diesem Block war nicht alles laut und dynamisch, und es hatte auch Platz für leise, besinnliche Töne wie beim Auftritt der Singer-Songwriterin Yasmin Kugler.

Die Singer-Songwriterin Yasmin Kugler aus Stans beteiligte sich am Wettbewerb in der Kategorie «Moderne Stilarten».

Die Singer-Songwriterin Yasmin Kugler aus Stans beteiligte sich am Wettbewerb in der Kategorie «Moderne Stilarten».

Bild: Rafael Schneuwly (Stans, 29. Januar 2022)

Solange die Rahmenbedingungen nicht ändern und die Musikschullehrer bereit sind, ihren Beitrag zu leisten, wird es den Rotary Musikpreis geben. Und dann kann der OK-Präsident des Rotary Clubs Obwalden in zwei Jahren in Sarnen bei der Preisverleihung Gewinnern und leer Ausgegangenen wie in Stans zurufen: «Ihr seid alle Sieger.»

Mit Hilfe des QR-Codes kann die Rangliste des Rotary Musikpreises abgerufen werden.