Alle Konkurenntinnen hinter sich gelassen: Sandra Röthlin vom Athletikzentrum Sarnen-Unterwalden holte sich Gold.
Alle Konkurenntinnen hinter sich gelassen: Sandra Röthlin vom Athletikzentrum Sarnen-Unterwalden holte sich Gold. Sandra Röthlin holte im Leichtathletik Hallen-Fünfkampf der Frauen nach dreimal Bronze in den letzten Jahren, ihren ersten Schweizer-Meister-Titel in der Aktivkategorie mit neuem Obwaldner Rekord von 4174 Punkten.
Lange war der Start von Sandra Röthlin an den Meisterschaften ungewiss. Die Kernserin konnte das Sprungbein sieben Wochen lang, durch ein rätselhaftes, sehr schmerzendes Ödem, welches nach der zweiten Corona-Impfung aufgetreten war, nicht mehr belasten. Dank einer Blutegeltherapie konnte in der letzten Woche vor den Titelkämpfen eine Besserung erreicht werden.
Im Wissen, dass ihre drei stärksten Konkurrentinnen aus verschiedenen Gründen auf einen Start verzichteten, waren die Chancen auf den ersten Titel bei den Aktiven, trotz ihres Handicaps, sehr gross. Mit einer neuen persönlichen Bestleistung startete sie über 60-Meter-Hürden in 8.54 Sekunden vielversprechend. Der Hochsprung war dann die Schlüssel- und Zitterdisziplin. Schmerzen verspürte sie zum Glück keine mehr, hohe Sprünge ohne Training durfte sie aber nicht erwarten. Mit übersprungenen 1.60 Meter konnte sie den «Schaden» in Grenzen halten. Vor allem deshalb, weil ihre Konkurrentinnen viel weniger hoch sprangen als erwartet.
Eine Leistungsexplosion im Kugelstossen mit fantastischen 13.98 Metern, einem weiteren Obwaldner Rekord, nahm sie ihren Gegnerinnen über zwei Meter ab und legte damit die Basis zum Sieg. Der Weitsprung, eine weitere Knacknuss, stand als nächste Disziplin an. Immer wieder hatte Sandra Röthlin in den letzten Jahren mit übertretenen, ungültigen Supersprüngen zu kämpfen. Auch diesmal war sie damit konfrontiert.
«Wir haben in der letzten Zeit so viel in diese Disziplin investiert, dass der Anlauf nun viel genauer und stabiler ist», freute sie sich. Mit 5.75 Metern im zweiten Versuch, folgte ein Sprung von 5.98 Metern, welcher wiederum eine neue Bestleistung bedeutete. Leider wurde der abschliessende 800-Meter-Lauf völlig verbremst. Anders als geplant, liefen ihre Konkurrentinnen nicht so schnell wie besprochen und Sandra Röthlin konnte in den engen Kurven schlecht das Zepter übernehmen. Mit 2.22.20 Minuten verschenkte sie viele Punkte für eine noch bessere Bestleistung, die vor allem für das europäische Ranking für Grossanlass-Qualifikationen in naher Zukunft wichtig wird. Es zeigt aber auf, dass Röthlin mit idealen Voraussetzungen über 4400 Punkte erreichen kann, welche eine Top-10-Rangierung in Europa bedeuten würde, und sie somit sehr nahe an der europäischen Spitze ist.
Der erste Titel bei den Aktiven und die insgesamt 29. Medaille an Schweizer-Meisterschaften sind für Sandra Röthlin nach fünf Silbermedaillen im letzten Jahr sehr speziell und geben ihr viel Selbstvertrauen und das Sieger-Gen für die Zukunft zurück. Eindrücklich ist auch die Geschichte, dass ihr Trainer Thomi Rymann im Athletikzentrum Sarnen-Unterwalden, diesen Titel vor unglaublichen 24 Jahren mit Nicole Kiser schon einmal erleben durfte und immer noch bereit ist, sein Wissen und seine Erfahrungen täglich an junge Menschen weiterzugeben.
Mit zwei grandiosen neuen Hallenbestleistungen über 60 Meter in 7.69 Sekunden und sensationellen 24.22 Sekunden über 200 Meter zeigte Julia Niederberger ihre enormen Fortschritte auf. Angestachelt von ihren Leistungen trumpften auch die Youngsters Selina Odermatt, U18, und Sven Rymann, U16, auf. Selina Odermatt schaffte im Weitsprung geniale 5.49 Meter und rannte über 60-Meter-Hürden in 9.26 Sekunden. Sven Rymann übersprang 1.63 Meter im Hochsprung und lief mit 8.91 Sekunden im 60-Meter-Hürdenlauf eine nationale Spitzenzeit. Michelle Liem, U18, überzeugte im 400-Meter-Lauf mit 57.40 Sekunden. Diese Zeit wäre exakt die U18 Europameisterschafts-Limite im Sommer. Abgerundet wurde das Wochenende mit einem Sieg im Kugelstossen der weiblichen U18 mit 14.09 Metern von Mia Feer.
Mit den Nachwuchs-Einzel-Titelkämpfen in St. Gallen und der Aktiven in Magglingen werden die Hallenwettkämpfe der Saison 2022 abgeschlossen. Sandra Röthlin, Julia Niederberger, Mia Feer und Michelle Liem dürfen sich dabei berechtigte Hoffnungen machen, weitere Medaillen zu gewinnen. (pd)